Johann Franz Paur [Bauer] schreibt dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein, dass er ihm die Schätzung einer Herrschaft überschickt [diese ist nicht vorhanden].


Durchleuchtigester fürst. Gnadigester fürst und herr, herr, etc., etc.[1] 

Auf letsten meinen underthänigsten bericht etwa die weithere reflection[2] machen zue khönnen, habe ich gegenwertigen anschlag[3] ohne den ohrt, oder dermahligen innhaber zu erfahren, an mich gebracht, und promittiert[4] der communicant[5] alle assistenz, welliches dan ewr hochfürstlich durchlaucht nebst gehorsamester meiner empfehlung underthänigst zue hinderbringen für nothig erachtet, verpleibendte.

Eur hochfürstlich durchlaucht.

Feldtkhirch[6], den 7. Maii 1700.

Underthänigster, threw gehorsamster diener.

Paur[7], manu propria[8]. /

[Rubrum]

Præstentatum[9], den 17. Maii 1700.

Schellenbergischer verwalter. Sendet einen anschlag einer gewissen herrschafft

[Adresse]

Dem durchleuchtigisten fürsten und herrn, herrn Johann Adam Andreas, des Heyligen Römischen Reichs[10] fürsten und regierern des haußes Liechtenstein von Nickholspurg[11], in Schleßien[12] herzogen zue Troppaw[13] und Jägerndorff[14], ritteren des Guldenen Flüßes[15], der römisch kayserlichen mayestät[16] etc. etc. würckhlichen geheimen rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnädigisten herren.

Wien[17] per[18] Feldtsperg[19][a] 

 


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[1]Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[2]Überlegung.

[3]Schätzung der Einkünfte einer Herrschaft.

[4]verspricht.

[5]Übermittler.

[6]Feldkirch (A).

[7]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. 

[8]eigenhändig.

[9]Vorgelegt.

[10] Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005.

[11]Nikolsburg (Mikulov), Stadt (CZ).

[12]Schlesien ist eine Region in Mitteleuropa.

[13]Troppau (Opava) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Troppau (CZ).

[14] Jägerndorf (Krnov) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Jägerndorf (CZ).

[15] Der Orden vom Goldenen Vlies (Flüss) ist ein burgundischer Ritterorden.

[16]Leopold I. (9. Juni 16405. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.

[17]Wien (A).

[18]über.

[19] Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).

 


[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.