Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein über Erneuerung [Neuausstellung des Urbars] in der Herrschaft Schellenberg, verschiedene Rechnungen und die Höhe der Pfandschaften auf Neuburg und Bludenz.


Durchleuchtigister fürst.

Gnädigister fürst und herr, herr, etc.[1] 

Gleichwie vor allem annderen die schellenbergische renovation[2] daß nöthigiste ware, alß habe solliches horis successivis[3] in gegenwerthigen standt gebracht, welliche dann sambt der ambtsrechnung ewr hochfürstlich durchlaucht gnedigist zu empfangen haben.

Auff das gräflich hochenembßische desiderium[4] auß Laxenburg[5] vom 12. labentis[6] die summen des graf Clarischen[7] auf der herrschafft Newburg[8] und graff Bergischen auf der herrschafft Bludenz[9] hafftenden pfandtschilling zu vernehmen, notificiere[10] bey heutiger ordinari[11], das auf der herrschafft Newburg die ducaten a 2 fl.[12] 45 xr. silbercronen a 1 fl. 48 xr.[13] reichsthaler a 1 ½ fl., sodann die goldcronen a 2 ½ fl. zu rechnen 50.000 fl. auf Bludenz, aber 42.000 fl. wie verlauthet current[14] stehen, und der anloßung halber gleich dato darumben die erwinschte coniunctur[15] anscheinete, weilen der allte / herr graf von Claris todt, und seine excellenz herren erben alberaith zue Depliz[16] über der erbsverlassung beysamen , die bludenzische pfandtschafft aber mit dem ersten Julii negstkhünfftig ahn dem ende were, welliches auch ewr hochfürstlich durchlaucht in eventum unnderthenigst vorstellen, und dabey mich gehorsambst empfehlen wollen.

Eur hochfürstlich durchlaucht.

Veldtkhirch[17], den 24. Maii anno[18] etc. 1700.

Underthänigster, threw, gehorsamester diener.

Johann Franz Paur[19], manu propria[20].

Post scriptum.

Auf gnädigesten befelch vollgen die parat liegendte rechnungs-verificationes negstens./

[Rubrum]

Præstentatum[21], den 12. Junii 1700.

Schellenbergischer verwalter sendet die daselbst renovatione und ambtsrechnung; item ratione[22] gewisser auf denen herrschafften Neuburg und Bludentz hafftender pfandschilling.

 [Adresse]

Dem durchleuchtigisten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, des Heyligen Römischen Reichs[23] fürsten und regiereren des hauß Liechtenstain von Nickholspurg[24], in Schleßien[25] herzogen zue Troppaw[26] und Jäggerndorff[27], ritteren des Guldinen Flüsses[28], der römisch kayserlichen mayestät[29] etc. etc. würkhlichen gehaimben rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnedigisten herren.

Wienn[30] per[31] Feldtsperg[32][a] 

 


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[1]Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[2]Erneuerung (Verbesserung) der Herrschaft Schellenberg betreffend die Verwaltung.

[3]in den folgenden Stunden.

[4]Wunsch.

[5]Laxenburg, Gemeinde bei Wien (A), wo sich ein kaiserliches Lustschloss befindet.

[6]verstrichenen Mai.

[7]Clary und Aldringen war eine aus Oberitalien (Riva) stammende Adelsfamilie, die 1659 in den Freiherren erhoben und 1666 zu Grafen von „Clary und Aldringen“ ernannt worden waren. Vgl. Hermann Hallwich, Clary, Hieronymus von. In: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 275–276.

[8]Neuburg bei Koblach (A).

[9]Bludenz (A).

[10]zeige an.

[11]Aufstellung.

[12]fl. = Gulden (Florin).

[13]xr. = Kreuzer.

[14]laufend.

[15]Umständen.

[16]Teplice (Teplitz-Schönau), Stadt (CZ).

[17]Feldkirch (A).

[18]im Jahr.

[19]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. 

[20]eigenhändig.

[21]Vorgelegt.

[22]auch wegen.

[23] Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005.

[24]Nikolsburg (Mikulov), Stadt (CZ).

[25]Schlesien ist eine Region in Mitteleuropa.

[26]Troppau (Opava) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Troppau (CZ).

[27] Jägerndorf (Krnov) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Jägerndorf (CZ).

[28] Der Orden vom Goldenen Vlies (Flüss) ist ein burgundischer Ritterorden.

[29]Leopold I. (9. Juni 16405. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.

[30]Wien (A).

[31]über.

[32] Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).

 


[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.