Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein schreibt an seinen Amtmann Johann Franz Paur [Bauer], dass er mit dem Kauf der Brandstätte des kaiserlichen Hubhauses in Feldkirch um 1150 Gulden einverstanden ist, ebenso mit dem Kauf von Buchenwäldern in der Herrschaft Schellenberg.


An schellenbergischen verwalter.[1]

Eß ist recht geschehen, das ihr die kayserliche Hubhauß[2] brandtstatt in Feltkirch[3] pro 1150 fl.[4] erkauffet, welchen kauff wir hirmit auch ratificiren[5]. Jetzt kan solche zu pappier gebracht und mit denen nöthigen cautelen[6]a--allwo von nöthen zu melden, das derienige, mit welchen der kauff geschlossen, von der Oberösterreichischen Cammer darzu bevollmächtigt werde--[a], gewöhnlicher maßen außgeferttiget werden, den goldserlag wird man in Wienn[7] auf beschehende assignation[8] gleich thun laßen.

Die statt Feltkirch kan deßentwegen nit penetrieren[9], weillen von amplius res integra[10] man auch hoffentlich[b] lieber das baargelt darfür nehmen wird, alß ihr der statt zu einer brandtsteur gratis zu überlaßen.

Wan ihr findet, das mit erkauffung des stückh buchwald von dem Johann Wilhelm Mader[11], dan eins anderes stückh in der Rennischen Hoffs[12] gehültz gelegen c--von Matthes Pitschi[13]--[c] eine wirthschafft begangen werde, so sein / erwehnte stückh gehöltz und gaar das erste umb die 95 fl. und dass andere pro 40 biß 50 fl., oder wie es am leichsten zu bekommen, zu erkauffen, jedoch seyn solche außgaben von unßeren alldorthigen renthgefällen zu bestreitten.

Feldsperg[14], den 21. Augusti 1700.

Schubert[15], manu propria[16]. /

 


  

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[1]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.

[2]Das Palais Liechtenstein befindet sich in der Schlossergasse 8 in Feldkirch. Vorher stand an dieser Stelle das kaiserliche oberösterreichische Hubhaus. Nachdem dieses bei einem Stadtbrand 1697 abbrannte, kaufte Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein diese Brandstätte zusammen mit der angrenzenden kleinen Anna’schen Brandstatt und ließ auf beiden Brandstätten ein Amtshaus errichten, welches von den liechtensteinischen Landvögten im 18. Jahrhundert verwendet wurde. 1774 wurde das Gebäude verkauft. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek. Vgl. Arthur Hager, Das ehemals fürstlich liechtensteinische Haus in Feldkirch. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 63, Vaduz 1964, S. 141–153; hier: S. 143–144; Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, Feldkirch, Profanbauten, Schlossergasse 8, Ehemaliges Palais Liechtenstein. Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. bearb. in der Abteilung für Denkmalforschung, früher: Institut für österreichische Kunstforschung. Bearb. von Gert Ammann, Martin Bitschnau, Paul Rachbauer, Helmut Swozilek mit Beiträgen von Géza Hajós, Horst R. Huber, Herlinde Menardi, Elmar Vonbank. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, S. 207. 

[3]Feldkirch (A).

[4]fl. = Gulden (Florin).

[5]vertraglich bestätigen.

[6]Vorsichtsmaßnahmen; Sicherheiten.

[7]Wien (A).

[8]Anweisung.

[9]drängen.

[10]amplius res integra“: mehr die unversehrte Sache. 

[11]Johann Wilhelm Mader, erw. als Mitglied des Inneren Rats von Feldkirch um 1700. Vgl. SL-HA, H 2609, Johann Franz Paur an Fürst Johann Adam von Liechtenstein. Ausf. Feldkrich 1700 August 6, unfol.

[12]Rennhof, Mauren. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 3, Vaduz 1999, S. 474. 

[13]Matthäus Bitschi erw. 1698. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Personennamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 3, Vaduz 2008, S. 88.

[14] Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).

[15]Unbekannter Kanzlist in Vertretung für Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[16]eigenhändig.

 


[a]--a Nachtrag am linken Rand.

[b] Nachtrag am linken Rand.

[c]--c Nachtrag am linken Rand.