Christoph Rad und Balthasar Hößlin, Augsburger Handelsleute, schreiben an den fürst-liechtensteinischen Großmeister der Finanzen, Georg Anton Fellner, betreffend das angewiesene Geld, dass sie für den Kauf der Brandstatt des kaiserlichen Hubhauses in Feldkirch dem Verwalter Franz Johann Paur bringen sollen.


Wohledel, gestrenger, etc.

Grossmächtiger, hochgeehrter herr patron, etc.[1]

Es sendet uns herr Johann Rudolff Curtabatt von Lindau[2] eine quittung von herrn Paur[3], davon beyligend die copia gehet, vermittelst welcher von ewer gestreng fl.[4] 1224 ½ empfangen sollen, weilen uns herr Curtabat ad essequierung[5] einer gewissen commission solche assigniert[6], so werden ewer gestreng ge[…] solche aufs bäldiste anzuschaffen / und anbey anmelden, was ihre hochfürstlich durchlaucht[7] eigentliche resolution[8] wegen der mahler leinwathen[9] annoch seye, damit solche auff verlangenden fall könten verfertigen lassen. Womit verbleibe nach unter dienstlichen recommandad[10] und göttlichen empfehlung.

Ewer gestreng, etc.

Wien[11], den 2. Octobris anno[12] 1700.

Dienstergebenster diener.

Christoph Radum Bartholome Hößlin.[13] /

[Adresse]

Dem woledl, gestrengen herrn, herrn Gottfrid Anthoin Fellirer, etc., seiner hochfürstlich durchlaucht zu Liechtenstein, etc., referendario und zahlmeister, unserm hochgeehrten herrn patron.

½ franco.

Feldsperg[14].[a]

 


______________

[1] Georg Anton Fellner war Finanzmeister des Fürsten Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein. Vorläufig kein Nachweis.

[2]Lindau (D).

[3]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. 

[4]fl. = Gulden (Florin).

[5]zur Vollziehung.

[6]angewiesen.

[7]Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[8]Befehl.

[9]Leinwand. Mögl. für das fürstliche Wappen gedacht.

[10]Empfehlung.

[11]Wien (A).

[12]im Jahr.

[13]Das Handelshaus „Rad und Hößlin“ wurde von dem Goldschmied Bartholomäus Balthasar Hößlin (1659–1704) und seinem Schwiegervater Christoph Rad (1628–1710) 1690 in Augsburg gegründet und belieferte die europäischen Fürstenhöfe mit Silber- und Goldschmiedearbeiten und wurde Kammer- und Hofjuwelier des Wiener Kaiserhofes. Ebenso war es im Bankgeschäft und Fernhandel tätig. Vgl. Sylvia Rathke-Köhl, Geschichte des Augsburger Goldschmiedegewerbes vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Schwäbische Geschichtsquellen und Forschungen Band 6, 1964. 

[14] Feldsberg (Valtice), Schloss, Stadt (CZ).

 


[a] Über der Adresse ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.