Testament des Fürsten Hartmann von Liechtenstein [Auszug betr. die Erbberechtigung der Mitglieder des fürstlichen Hauses]


[Auszug betr. die Erbberechtigung der
Mitglieder des fürstlichen Hauses aus dem
Testament des Fürsten Hartmann von Liechtenstein]
[1]

vom 24. Dezember 1672

In dem namen der allerheyligsten und unzertheilten dreyfaltigkeit, Gottes vatters, sSohns und heyligen Geistes, amen.

Wür Hartmann von Gotdes Gnaden des heyl. röm. reichs fürst von und zu Lichtenstein von Nicolspurg, in Schlesien zu Troppau und Jagerndorff herzog, graff zu Ritdberg, der röm. kayl. mayt. cammerer etc. bekehnen und thun kundt jedermeniglich: Nach dem wür unss erindern, wie nach gemeinen lauff der natur wür dermahl eins unsser leben beschliessen müssen und nichts gewissers als der todt, dessen stund und zeit aber ganz ungewiss und verborgen: dass wür derwegen entschlossen unssern lezten willen und verordnung, wie würs nach unser tödtlichen abscheiden von disser welt mit unssern güetdern und verlassenschaft wollen gehalten haben, zu verfasssen und aufzurichten: Thun dass auch hiermit wissentlich und mit wol bedachten mueth, guetder vernunfft, auch vorgehenden zeitlichen rath, auss aigner bewegnus, freyen und unbeschwerdten willen zu der zeit, alss wür solches zu thun wohl befuegt und berechtigt sein, in der aller besten form, mass und weisse, wie es in rechten oder eines jeden landes, darin unssere güetder und verlassenschaft gelegen und befindlich, gebrauch und gewonheit nach aufs crefftigist und bestendigist geschehen soll, khan oder mag, allermassen hiernach folget:

Erstlichen befehlen wür unsser seel etc. etc. etc. ……[2]  
und da einer auss ihnen unsser nachgebornen söhne ohne eheleibliche mannsserben mit todt abgehen würde, sollen in desselben antheil die anderen zwen nachgeborne allein oder deren männliche descendenten in stirpes
[3] und wofehrn ihrer zwen also todts verschieden, denenselben der überlebende oder dessen männliche leibeserben succediren: von solcher succession und erbgerechtigkeit aber alle geistliche et qui non sunt vere legitimi et naturales simul, ex iusto matrimonio nati, adeoque et legimati sive per matrimonium subsequens, sive per rescriptum principis;[4] wie auch diejenigen, welche sich wider standtsgebühr auch ohne vorwissen und einwilligung des regierers unsers fürstl. hausses und ander agnaten verheurathen oder von der römischen katholischen allein seeligmachenden religion abweichen würden, sowoll auch dieselbe, so zwar von unsser geschlecht, aber nit fürsten, noch in der jüngern erbainigung begriffen, auf ewig excludirt und ausgeschlossen sein etc. etc. etc. …..[5]    

Zu urkhundt dessen seyn zwei originalia gleiches inhalts zu dem ende und darumben aufgerichtet worden, aldieweillen wür zwey underschiedliche testamenta auf die österreicher und mährische guetder auffzurichten für unnodthwendig, sondern disses unsser testamentum universale auf beede landter für genugsamb erachtet und damit aber gleichwoll im nothfall in beeden landten gehörigen orthen ein original producirt werden khönne; welche beede originalia wir nun mit aigner handt undterschriben und mit unsser fürstl. insigl bekrefftiget benebenst dienstfr[eundlich] und sonderlichen fleisses ersucht und vermöget, dem hochgebornen fürsten unssern sonders frl. lieben oheimb, herrn Wenzel, herzoge in Schlesien zu Sägän, fürsten und regierer des hausses Lobkowiz, gefürstete grafen zu Sternstein, herrn zu Blunitz und Raudnitz an der Elb, ritder des güldenen flüss, der röm. kay. may. geheimben rath und obristen hofmeister, den auch hochgebornen fürsten und herrn, unssern insonders frl. und viellgeliebten herrn vetder herrn Ferdinandt des heyl. röm. reichs fürsten von Dietrichstein zu Niklspurg, erbschenkhen in Cärndten, ritder des güldenen flüss, der röm. kayl. may. geheimben rath, camerer und ihrer maytd. der röm. kaysserin obrist hoffmeistern, die hoch- und wollgeborne graffen unnsern sonders liebe herrn und freundt, und respective geliebten herrn vetder herrn Johann Maximilian dess heyl. röm. reichs graff von Lamberg, freyherrn zu Ortenegg und Otdenstein, herr auf Stockherz und Amerang, erbland stallmeister in Crain und der Windischen Mark, ritder des güldenen flüss, der röm. kayl. maytd geheimbe rath, obristen cammerer und inhaber der herrschaften Steuer etc. herr Gundakher des heyl. röm. reichs graffen von Dietrichstein, freyherr auf Hollenburg und Thalberg, herrn zu Sonnenberg, Hollabrunn und Merkhenstein, erbschenken in Cärndten, ritder des güldenen flüss, der röm.kay. maytd geheimben rath, cammerer und obristen stallmeister: herrn Johann Joachim des heyl. röm. reichs graffen Slawata von Clum und Khosseberg, herrn zu Wapperzan und Heukach, der röm. kay. maytd. cammerer und obriste erbmundschenkhen im königreich Böheimb, dass sie disses unsser testament und letzten willen als gezeugen neben unss mit ihren aigenen handschrifften auch fürstliche und gräffliche insigel, doch ihnen ihren erben und nachkommen ohne nachtheil und schaden, gefertdiget haben.

So beschehen Wien, den vier und zwainzigisten monatstag December dess ain tausend sechshundert zwey und siebenzigisten jahrs.

L.S.      Hartmann fürst von undt zu Liechtenstein m.p.

L.S.      W. L. H. v. Sagan m.p.

L.S.      Ferdinand fürst Dietrichstein m.p.

L.S.      J. M. G. v. Lamberg m.p.

L.S.      Gundacker G. v. Dietrichstein m.p.

L.S.      Joh. Joachim G. Slwata m.p.

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[1]Kein Originaltitel. Textwiedergabe nach dem österreichischen RGBl 1893, Nr. 15, S. 19-20. Anhang zum (österr.) Gesetz vom 12. Jänner 1893 betr. die Genehmigung des fürstlich Liechtenstein’schen Familienvertrags vom 1.August 1842. Online: http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=rgb&datum=18930004&seite=00000014
[2] Die folgende Stelle ist im RGBL 1893 Nr. 15 nicht publiziert.
[3] In stirpes: nach Stämmen. Im Erbfall bekommen die Enkel nur jenen Anteil am Erbe der Grosseltern, der ihrem verstorbenen Vater/ihrer Mutter zugestanden hätte.
[4] „und solche, die in Wahrheit nicht legitim und natürlich, aus einer rechtmässigen Ehe geboren sind, bis sie sowohl durch eine nachfolgende Eheschliessung als auch durch ein Reskript des Fürsten legitimiert sind““
[5] Die folgende Stelle ist im RGBL 1893 Nr. 15 nicht publiziert.