Die österreichische Reichspost warnt vor dem Goldregensystem von F.W. Stapper


Artikel in der Reichspost[1]

26.7.1925

Der "Goldregen" aus Amsterdam.

Ein unerhörtes Schwindelmanöver eines Holländers.

Seit einiger Zeit erhalten zahlreiche Geschäftsleute und Wirtschaftsbesitzer in den Bundesländern, Zirkulare einer Firma F. W. Stapper in Amsterdam, in welchen ihnen die Beteiligung an dem "Goldregensystem" dringend empfohlen wird, weil sie sich dadurch kostenlos entweder 2000 holländische Gulden bar, ein Fordauto, ein Motorrad und 500 holländische Gulden oder einen Salonflügel um 500 Gulden sichern können. Sie brauchen nichts zu tun, als an die Firma für vier Goldregenkarten vier holländische Gulden oder den Gegenwert in österreichischen Kronen einzusenden und diese Karten dann an Bekannte zu verkaufen, welche ihrerseits wieder vier holländische Gulden mit der ihnen verkauften Karte einsenden müssen und dafür vier neue Karten anderer Farbe bekommen, die sie wieder an den Mann bringen sollen.

Es gibt weiße, rote, gelbe, blaue, grüne und braune Karten. Wenn die letzte braune Karte bei Stapper einlauft, bekommt der erste Käufer seine Prämie und so jeder weitere Teilnehmer an dem Goldregensystem, bis jeder seine 2000 holländischen Gulden oder sein Ford-Tourenauto besitzt.

Natürlich ist diese, auf dem berüchtigten Schneeballensystem aufgebaute, ungemein verlockende Sache ein großangelegter Schwindel, der nur einen Goldregen für Herrn Stapper bedeutet und es wäre Pflicht der österreichischen Sicherheitsbehörden, sich unverweilt mit der Polizei in Amsterdam ins Einvernehmen zu setzen, damit dem Gauner, der als Adresse Amsterdam, Postbox 357, angegeben hat, das Handwerk gelegt wird.

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[1] Reichspost vom 26.7.1925. Zitiert nach historische Zeitungsartikel (Online) Die Reichspost war österreichische Tageszietung mit einer hauptsächlich katholischen Leserschaft. Sie erschien von 1896 bis 1938.