Die Landesschulbehörden geben erstmals ein eigenes liechtensteinisches Lesebuch heraus


Meldung im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]

13.6.1914

Schulwesen

Von der fstl. Landesschulbehörde wurde ein neues Lesebuch ausgegeben, welches zum Gebrauche in den Oberklassen der liechtensteinischen Elementar- und in den Fortbildungsschulen, in der Landesschule und in der Sekundarschule bestimmt ist. Das erste eigentliche Lesebuch wurde in unsern Schulen im Jahre 1858 eingeführt: Das Lesebuch von Albert Haesters [2], welches durch viele Jahre in Verwendung war und seines gediegenen Inhaltes wegen sich auch als Hausbuch einbürgerte. Da dieses Buch nicht mehr erhältlich war und eine veränderte Ausgabe desselben unsern Schulverhältnissen nicht entsprach, wurde zum "Lesebuch für die katholischen Volksschulen Württembergs" [3] gegriffen. Als dann auch dieses Buch im Buchhandel nicht mehr zu bekommen war, wurde der Vorschlag gemacht, ein unsern Schulverhältnissen entsprechendes Lehr- und Lernmittel zu verfassen und die Landesschulbehörde bestimmte zur Ausarbeitung des Lesebuches die Herren Schulkommissär Kanonikus [Johann Baptist] Büchel, [die] Oberlehrer [Martin Josef] Batliner, [Rudolf] Quaderer, [Josef] Frommelt und [Alfons] Feger, [sowie die] Lehrer [Georg] Minst und [Alois] Wohlwend.

Die Abschnitte: Die Heimat und die Geschichte unserer Heimat (letztere verfasst von Hrn. Landesvikar [Johann Baptist] Büchel), sowie das Bildnis unseres Landesfürsten [Johann II. von Liechtenstein], 10 weitere Fürstenbilder, 3 Bilder von fürstl. Schlössern in Österreich, das Wappen und das Bild des Schlosses Vaduz (in Farbendruck) geben dem Buche den Charakter eines liechtensteinischen Lesebuches.

Das 550 Seiten umfassende Buch enthält eine größere Anzahl Original-Arbeiten der Komiteemitglieder; ein Teil des Inhaltes ist bewährten Schulbüchern entnommen und ein Teil sind Bearbeitungen von vorgelegenen Stücken. In dem Kapitel "Naturlehre" ist stets auf die neuesten Erfindungen hingewiesen. Eine besondere Sorgfalt wurde auch der Auswahl der Gedichte zugewendet. Bei der Zusammenstellung hat man sich vorgehalten, es solle das Buch nicht nur ein Schulbuch, sondern auch ein Familienbuch werden.

Papier und Einband sind solid und der Druck, hergestellt von der Buchdruckerei Kuhn in Buchs, ist tadellos.

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[1] L.Vo., Nr. 24, 13.6.1914, S. 1-2.
[2] Albert Haesters hat mehrere Lesebücher verfasst. Hier dürfte das "Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde für die Oberklassen der Volksschule" (Essen 1869, mehrere Auflagen) oder das "Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen" (Essen 1864, mehrere Auflagen) gemeint sein.
[3] Lesebuch für die katholischen Volksschulen Württembergs. Stuttgart, mehrere Auflagen ab 1862.