Die Liechtensteiner in der Schweiz bilden eine Vereinigung und äussern sich kritisch zur Ernennung von Josef Peer zum neuen Landesverweser


Zeitungsbericht, gez. „eingesandt“ [1]

26.5.1920

Die Liechtensteiner in der Schweiz und die Landesverweserfrage

(Eingesandt.)

In Baden versammelten sich kürzlich eine schöne Anzahl in Baden selbst und Umgebung arbeitender Liechtensteiner. Trotz des schlechten Wetters trafen sogar Landsleute von entfernteren Orten her ein. Herr Oswald Kindle, Maurerpolier, eröffnete und leitete die Versammlung. nachdem er den Erschienenen den Zweck des Zusammenkommens dargelegt hatte. Er beantragte, ein Aktionskomitee zu bestellen, das sämtliche Liechtensteiner in der Schweiz zusammenzuschliessen und über die Bedeutung der abermaligen Besetzung des Landesverweserpostens durch einen Ausländer aufzuklären hätte. Auf Antrag des Herrn J. Gerold Beck, Baumeister in Mellingen, wurde die am 9. Mai in der Au-Bündt gefasste Resolution mit großer Begeisterung begrüßt und unterstützt. Sofort wurde dann auch ein Aktionskomitee bestellt, bestehend aus den Herren J. Gerold Beck als Präsident, O. Ritter als Vizepräsident und Hrn. Lorenz Kindle als Aktuar.

Bei dieser Gelegenheit wurde dann auch ein Liechtensteiner Verein für Baden und Umgebung gegründet. Es wurden bestimmt als Vorstand Oswald Kindle, Maurerpolier, Theobald Sprenger als Vizevorstand, Anton Nigg als Aktuar und Alwin Schädler als Beisitzer. Dieser neugegründete Verein, zu dem besonders auch Unterländer gehören, wird sich mit den andern Liechtensteiner-Vereinigungen, speziell aber mit jener von Zürich, in Verbindung setzten. -

Das Aktionskomitee wird nun in den bedeutendsten Tagesblättern in der Schweiz an alle in der Schweiz arbeitenden und definitiv wohnenden Landsleute eine Einladung ergehen lassen, sich an folgender Adresse zu melden:

Postlagerkarte Nr. 8, Station Wettingen  (Kanton Aargau)

Sollte die Landesverweserfrage bis zum Abschluss der Liste aller in der Schweiz wohnenden Liechtensteiner noch nicht im Sinne der am 9. Mai gefassten Resolution geregelt sein, so würden die zirka 7-800 Landsleute in der Schweiz weitere Schritte unternehmen. Es herrscht der eiserne Wille, sich nie mehr unter ein fremdes Joch zu beugen. Rührend ist es, welch mächtige Liebe zur Heimat aus den Briefen herausspricht, die von den Liechtensteinern in der Schweiz hiehergeschickt werden. Der Zusammenschlussgedanke aller Mitbürger in der Schweiz ist sehr zu begrüssen. Natürlich haben diese auch ein Wort mitzureden. Nun ist aber dringend zu wünschen, dass die Anmeldungen sofort gemacht werden, damit dann geschlossen aufgetreten werden kann.

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[1] O.N. 26.5.1920, S. 1f.