Die Nationalzeitung Basel findet anerkennende Worte für das Freilichtspiel "Der letzte Gutenberger" von Karl Minst


Zeitungsbericht, nicht gez. [1]

9.8.1925

Freilichtspiel auf Schloss Gutenberg (Liechtenstein)

Ei der Tausend, sind die Liechtensteiner ein rühriges Völklein geworden! Letztes Jahr hatten die Vaduzer ihre vielbesuchten Freilichtspiele auf dem fürstlichen Schloss droben, und in diesem Sommer greifen die von Balzers keck zu Hallbart und Spiess und bevölkern die Burg weiland ihrer Herren zu Gutenberg, die der Bildhauer [Egon] Rheinberger vor Jahren vor dem gänzlichen Zerfall errettet und zu neuem stolzen Dasein erweckt hat. Und noch sind die Gutenberger Burgenspiele nicht zu Ende gegangen – es wird an schönen Sonntagen bis in den September hinein gespielt – so kündigen die Vaduzer ein Winzerfest mit Spielen und Tänzen an. Das Beste und Gediegenste hat ihnen aber Gutenberg sicher vorweggenommen, denn was da vom tatenlustigen Sängerbund Balzers geboten wird, übertrifft alle Erwartungen.

Bereits an den letztjährigen Vaduzer Freilichtspielen wurde der Darsteller des Intriganten, der junge Liechtensteiner Dichter Karl Jos. Minst seines beweglichen, leidenschaftlichen Spiels wegen mit Recht viel beachtet. Inzwischen ist er einen tapferen Schritt weiter gegangen, hat selber ein Burgenspiel „Der letzte Gutenberger“ verfasst und gleich auch die Regie und die Titelrolle übernommen. Ihm ist das unmöglich erscheinende überraschend gelungen: aus dem numerisch nicht sehr starken Sängerverein eine seine Absichten weitgehend erfüllende Gesellschaft williger Mimen zu machen und Aufführungen zustandezubringen, die weit über dem Mittel stehen, was man etwa auf dem Lande zu sehen gewohnt ist. Der Dichter hat sich eine Episode aus dem Schwabenkrieg ausgesucht und setzt sein Burgenspiel ganz einfach auf den historischen Schauplatz des Geschehens, lässt seine Söldner kraftvoll sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, nämlich in der Mundart des Landes, verwertet alte Kriegsanekdoten und schafft volkshafte Gestalten. Und da auch der alte, efeuumrankte Burghof ohne jede Aufmachung den idealen Rahmen bildet, wirkt sein Spiel naturhaft, echt und urwüchsig. Einzelheiten und kleine kritische Bedenken verschwinden im grossen Eindruck, dass auf Schloss Gutenberg durch das seltene Zusammenwirken vieler günstiger Umstände eine unser künftiges Theaterleben auf dem Lande erfreulich anregende Tat gewagt worden ist. Es heisst denn auch schon, dass die Sarganser sich nächstens auf ihrem Schloss den Versuch eigener heimatlicher Frei … [2]

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[1] Nationalzeitung Basel 9.8.1925 SgZs 9.8.1925).
[2] Der Rest des Textes fehlt.