König Sigmund zieht alle Länder und Leute von Herzog Friedrich an das Reich, entbindet deren Bewohner vom Gehorsam, löst alle Gelöbnisse und gebietet ihnen, die Lehen von ihm zu empfangen.


König Sigmund erklärt allen Landen und Herrschaften des Herzogs Friedrich von Österreich, sie wüssten selbst, wie sie und ihre Vorfahren von Herzog Friedrich in vergangenen Zeiten beschwert worden seien. So manche Reichsfürsten, Grafen, Adelige, Städte und andere Untertanen, am meisten aber geistliche Personen, Klöster, Witwen und Waisen habe der Herzog mit unrechter Gewalt und frevelhaftem Übermut gegen Gott und alles Recht bedrängt, nicht wenige gefangen, erpresst und gar vertrieben. So habe er Bischof Georg von Trient im Gefängnis misshandelt und seines Stiftes beraubt und halte ihn noch jetzt gefangen. Den Bischof von Brixen habe er ohne Grund erpresst und Bischof Hartmann von Chur gefangen. Auch den verstorbenen Hauptmann von Kaltern und seine Frau habe er vertrieben, ihren Besitz genommen. Der Herzogin Katharina von Burgund, Herzog Leopolds Witwe, habe er alles Hab und Gut frevlerisch entzogen, mit dem Papst Johannes geheime Verhandlungen geführt und ihm zur Flucht verholfen. Daher zieht der König nach Rat von Kurfürsten und Fürsten alle Länder und Leute des Herzogs an das Reich, entbindet sie vom Gehorsam, löst alle Gelöbnisse und gebietet ihnen, die Lehen von ihm zu empfangen.

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Abschrift des 15. Jahrh. im Haus-, Hof- u. Staatsarchiv Wien im Codex W 213 = Böhm 416 fol. 4a-6b.