Im Liechtensteiner Volksblatt werden die massiven Lohneinbussen von Staatsangestellten und Lehrern infolge der staatlichen Sparmassnahmen und des Abbaus beklagt


Zeitungsbericht, nicht gez. [1]

18.1.1922

Eingesandt.

In der Nr. 4 vom 14. Jänner brachten die „O. N . " unter der Rubrik „Ausland" nachstehenden Artikel:

Aus Liechtenstein.

Der liechtensteinische Landtag hat für 1922 ein Budget aufgestellt, in dem eine Gesamtausgabe von nur Fr . 384'500 vorgesehen ist. Der letztjährige Voranschlag nannte eine um Franken 162'000 höhere Summe. Diese Ersparnisse rühren namentlich davon her, dass die an und für sich schon bescheidenen Gehälter der Staatsangestellten noch mehr reduziert wurden. Dieser Abbau hat zur Folge, dass nun ein älterer Beamter mit Familie höchstens noch ein Jahreseinkommen von 5'000 Franken hat. Ein jüngerer Beamter mit etwa zehn Dienstjahren bezieht etwa Fr. 2'600; ein Volksschullehrer mit 30 Dienstjähren erreicht kaum Fr. 3'100. Die Lebensmittelpreise sind jedoch ungefähr die gleichen wie im benachbarten Kanton St. Gallen. Der Landtag hat zum Zwecke eines richtigen Abbaues, d. h. zur Prüfung der Frage, ob nicht die Zahl der Angestellten vermindert werden könnte, eine spezielle Kommission eingesetzt. Diese Frage dürfte unbedingt bejaht werden. Dann wird wohl auch eine Besserstellung der Fixbesoldeten wieder möglich werden.

Damit über das Verfügen des Landtages betreff „Abbau" ein deutlicheres Bild entstehe, sei obiger Artikel durch folgendes ergänzt:

Es gibt nun in Liechtenstein Lehrer, denen ihr Jahreseinkommen von Fr. 1'400 knapp für Kostgeld reicht; ob dann 1'800 Fr. Besoldung zur Erhaltung einer Familie ausreichen, ist eine Frage, deren Antwort im obigen Satze steckt. Tatsächlich gibt es Beamte und Lehrer mit nur 1'800 Fr. Gehalt und mit diesem soll eine Familie leben! 

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[1] L.Vo. 18.1.1922, S. 1