Bertha Schauer an Alois Rheinberger über die Amerika-Korrespondenz der Emma Rheinberger, die Jerusalemreise der Olga Rheinberger sowie die schlechte Weinernte in Liechtenstein


Handschriftliches Originalschreiben der Bertha Schauer, Masescha, an Alois Rheinberger, Nauvoo (Illinois) [1]

18.12.1909, Masescha

Lieber Herr Rheinberger [2]!

Schon längst wäre es
meine Pflicht u. Schuldigkeit
gewesen an Sie zu schreiben,
u. nachzusehen wie es Ihnen u.
Ihrer lb. Familie geht. Aber
Ihr liebe Corespondentin Emma Rhein-
berger
[3] hat mir immer so gute
Nachrichten von Ihnen u. Ihrer lb.
Familie gegeben, das ich dan immer
ganz erfreut u. beruhigt war,
u. somit das Schreiben immer ver-
schoben wurde. Heute aber will ich
doch, Ihnen in weiter Ferne [4] wo ich
so gut u. freundlich von Ihnen, Ihrer [5]
lieben u. guten Frau selig [Margarethe Rheinberger [-Brasser]] u. der lb.
Änny [6] aufgenommen wurde, recht frohe
Feiertage [7] u. ein gesundes u. gutes 1910
zurufen. Sie haben ja dieses Jahr
ein recht grosser [8] Freudentag erlebt
an Ihrem Geburtstag so viele Ihrer
lieben an Ihrem Geburtstage um Sie
versamelt. Ich habe bei Emma Rheinberger [9]
im Roten Haus [10] das Familien [11] Bild
gesehen lauter so glückliche Gesichter, u.
Sie Herr Rheinberger [12] Mitten darin,
so munter u. so frisch. Hätte auch eine
Bitte, wenn Sie [13] vielleicht noch ein Bild
von Ihnen übrig hätten, es mir doch
zukommen zu lassen, hätte so eine
grosse Freude. Wir stecken nun schon
seit einigen Wochen im tiefen Schnee,
die liebe Emma Rheinberger [14] ist gegen-
wärtig auch bei uns, wir sitzen
momentan zusamen, ich schreibe an
Sie, u. sie schreibt die Jerusalem [15] [16]
Reise von [17] ihrer Schwester [Olga Rheinberger] ab,
ich glaube sie ist für Sie bestimmt,
jedenfalls werden Sie selbe sehr gerne
lesen, Olga hat sich Alles so gut u.
schön notirt. So eine Reise muss
wirklich sehr schön u. intressant sein.
Von Ema habe ich vernomen, was Sie
für ein gutes Weinjahr hatten, u.
bei uns war es so schlecht.
Wir besitzen [18] nämlich auch ein
ganz kleiner Weinberg [19], letzten
Herbst hatten wir über 400 Ltr [Liter],
u. heuer gab es blos 80 Ltr. ein
Unterschied Nicht wahr? Hoffen
wir das 1910 besser wird, u. sind
zufrieden wen man gesund ist.
Was macht doch die liebe Anny [20]?
Das liebe kleine Mädchen wird
gewiss schon recht gross sein,
u. Ihren Eltern viele Freude machen.
Ersuche Sie, mir selbe doch vielmals [21]
zu grüssen.

Nun empfangen Sie von [22]
meinen Schwestern [Marie u. Ida Schauer] die herzlichsten Grüsse
u. Wünsche besonders grüsst

Sie vielmals Ihre
ergebene Berta Schauer [23]

Herzlichen Gruss u. Gottes-Segen für
1910 im Namen des ganzen roten Hauses
[24]

Emma Rheinberger

______________

[1] LI LA AFRh Ha 19. Brief in Kurrentschrift.
[2] In lateinischer Schrift.
[3] In lateinischer Schrift.
[4] In lateinischer Schrift.
[5] Seitenwechsel.
[6] In lateinischer Schrift.  
[7] In lateinischer Schrift.
[8] Ursprüngliche Fassung: „groẞer“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[9] In lateinischer Schrift.
[10] In lateinischer Schrift.
[11] In lateinischer Schrift.  
[12] In lateinischer Schrift.
[13] Durchstreichung.
[14] In lateinischer Schrift.  
[15] In lateinischer Schrift.
[16] Seitenwechsel.
[17] Durchstreichung.
[18] Durchstreichung.  
[19] In lateinischer Schrift.
[20] In lateinischer Schrift.
[21] Seitenwechsel.
[22] Durchstreichung.
[23] In lateinischer Schrift.
[24] In lateinischer Schrift.