Katharina Lampert [-Schädler] an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] über den schlechten Gesundheitszustand ihrer Nichte Maria, die Schlaflosigkeit, ein fruchtbares Jahr mit viel Obst und Kartoffeln, den Export von Mehl und steigende Preise dafür in den USA, einen heissen Sommer und den ersten Schnee, das Hoffen auf bessere Zeiten um einen Verkauf zu tätigen und die Heimat besuchen zu können, Besuch von Justina Gassnern und deren Söhnen, den Tod von Xaver Beck, Post mit Andenken an ihn für die Heimat und über den langweiligen Winter


Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Troutdale (Oregon), an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] und die übrigen Geschwister in Triesenberg

Troutdale den 18 November

Liebe, theure Schwester!

ich habe deinen lieben Brief mit Freuden
erhalten, und gesehen, daß ihr alle gesund
seid, bis auf meine Nichte Maria
welches mir recht leid thut, aber wier
wollen hoffen, daß sie bald besser
wird. Wier sind Gott sei Dank
auch gesund, wen ich schlafen könte
hätte ich gar keine Klage, aber man
soll es eben nie recht haben auf dieser
Welt. Wier haben ein fruchtbares
Jahr Obst im Überfluß, so mit
den Kartoffeln, das Mehl ist etwas
theurer, weil so viel ins Ausland
geschikt wird. Wier haben einen
heißen Sommer gehabt, und heute haben
wier der erste Schnee, er wird aber
nicht lange halten.

Sobald die Zeiten besser werden,
daß ich etwas verkaufen kan, werde
ich Euch besuchen, ich habe die Hoffnung
nicht aufgegeben, euch noch einmal zu
sehen. Ich habe viel Besuch gehabt
diesen Sommer die Justina war hier
mit Ihren 2 Söhnen und viele andere
Bekante. Der Franz Xaver Beck ist
gestorben der Barbara ihren Sohn,
seine Frau gab mir diese Andenken
mit, wo ich das lezte mahl in
Portland war, ich soll sie euch
schiken, nämlich für seine nächsten
Verwandten, Cosen und Cosinen
Väterlicherseits und Mütterlicherseits
sei also so gut und gib jedem eins
von diesen Bildern, ich denke es sind
5 und eins für jedes von meinen
Geschwister das macht 10 und eins für
die Maria. 

Jezt liebe Schwester schreibe bald
wieder wie es euch geht ist der Bruder
wieder zu Hause und was machen die
anderen Schwestern und ihre Familie.
Es ist hier im Winter recht langweilig
auf dem Lande, wen wier nichts zum
lesen hätten wäre es nicht zum
aushalten, aber wen ich nach Portland
gehe bringe ich immer viele Bücher
mit zum lesen, da sitzen wier
Abends und lesen bis 10 Uhr.
Liebe Schwester ich denke du hast es
recht schön wen du die Mari dort
hast, sie kan dir viel helfen, und du hast
es nicht so langweilig, den ein
Mädchen ist viel mehr kurzweilig
wie ein Bub. Jezt viele grüße
von mir und Julius an meine
Geschwisterte und Verwandte
an Herrn Pfarrer und Maria und besonders
an dich und ich Verbleibe
Deine dich nie vergessende Schwester

C. Lampert

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