Karolina Lampert [-Schädler] an ihre Nichte über den Besuch beim Arzt in Portland um abzuklären ob eine Reise in die Heimat möglich ist, geplante Fotografien und Malereien des Anwesens von Karolina Lampert, den schönen Frühling, hohe Mieteinnahmen, den Besitz von Nutztieren, die gute Ernte und über die Familie von Justina 


Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Troutdale (Oregon), an ihre Nichte 

Troutdale den 25 Aprill

Du liebe gute theure Nichte!

Ich habe dein liebes einladendes Brief-
chen erhalten und es freute mich recht
herzlich, daß du mich
so freundlich einladest wie eine gute
Tochter. Ich war vor einer Woche in
Portland und habe wollen den Doktor
sehen aber er war verreißt für
Gesundheit er kommt aber bald wieder
zurük, sobald er komt werde ich
mit ihm sprechen, was er denkt ob
ich die Reise hin und zurük machen
kann es ist ein alter Deutscher Doktor
wo ich das volle zutrauen habe.
Der Julius sagt er gehe nicht mit
wenn ich nicht wieder mit ihm

zurükgehe er sagt er
bekäme Heimweh dort, wenn er müßte
dort bleiben, den die hiesige Lebens-
weise und erleichterung ist zu einladend
wen ich kan lasse ich diesen Somer
mein ganzer Platz Photografieren
es komt ein Man von Portland
wo ganze Landschaften malt, dan
schike ich welche, er sagte schon oft
er möcht nicht mehr in Portland
wohnen es ist hier ein schönes freies
Leben, wier haben schon den ganzen
März und Aprill schönes Wetter
gehabt, die Bäume blühen und
das Gras ist schon groß er möchte
diese Heimath nicht verkaufen,
und die Heimath in Portland
thut ein guter Rent oder Zins

wier haben 4 Küh 1 Rind und ein
Pferd 30 alte Hühner und 60 junge
kleine, das alles müßte verkauft
werden und wen wier nicht mehr
zurük kommen so müßte ich es einem
übergeben, daß er es verpachten
oder Renten würde, auch könten
wier unser Geld was wier aus-
gelehnt haben nicht einzihen
oder kollekten, den es ist meistens
alles auf Hipothek oder
Margitsch ausgelehnt, aber Reiße-
geld hätten wier doch genug, mein
Haus in Portland thut mir ein guter
Rent ich könte es gut verkaufen.
Den Brief vom Herrn Pfarrer und
meiner lieben Schwester Juliana
habe ich erhalten und werde ihn
bald beantworten

aber wen ich nicht mehr bin
so ist alles nicht mehr für ihn, deine
Mutter kan sich auch in meine
Lage stellen. Liebes Bäschen deine
Wünsche und Versprechungen haben mich
gefreut und zu Thränen gerührt den
wie oft habe ich mich schon in eueren
Kreis gewünscht, aber ich hoffe, daß
es Gott so fügen und leiten möge,
daß wier uns noch zusammen finden.
Wenn ich nach Portland gehe so sehe
ich den Doktor wenn er denkt ich kann
die Reiße hin und zurük aushalten
kan so gibt der Julius es zu, aber
bevor im Herbst nach der Ernte
können wier uns nicht fertig machen,
denn wier haben viel Heu und Kartoffel
zum verkaufen, wier können schon
Gras mähen für die Küh

wier haben schon in einem Jahr
2 bis 3 hundert Thaler daraus gemacht das
andere haben wier in Heu oder Gras
wier haben auch alle Sorten Obst
nämlich: Apfel, Birnen, Zwezgen,
Kirschen, Pfirsiche, und Chwiten
wier haben nur 8 Aker hier und ein
gutes Haus und haben ein gutes
Auskommen, der Julius hat 40 Aker
verkauft es war eine Meile von
hier für 2000 Thaler es ist aber
noch nicht Urbar sondern noch große
und kleine Bäume darauf 5 bis 6 Fuß
dike Tannenbäume, mit Dinamit
werden jezt die Stumpen heraus-
geblasen, das war im anfang nicht
wo wier angefangen haben, da
hat man alles von Hand ausge-
graben, es ist aber das beste Land

wo man nur finden kan und es wachsen
die besten Kartoffel. Die Justina
ist auf der anderen Seite von
Portland wier sind Ost und sie West
von Portland 3 von ihren Kinder
sind 3 verheiratet und 2 sind noch
ledig. Der Julius wird ihre Adresse
beilegen ich habe sie schon bald 2
Jahr nicht mehr gesehen. Nun liebe
Nichte, jezt will ich für diesmal schließen,
und meine besten Wünsche haben keine
Kraft sonst würde ich dich aus der Fab-
rick heraus wünschen und zu uns hieher
wenn deine Eltern nicht wären. Jezt recht
grüße an alle meine Geschwisterte
besonders an die Schwester Sofina der
liebe Gott möge eine Besserung und
Geduld schiken, ich will ihrer Gedenken
im Gebet jezt schreibe recht bald und viel
Viele grüße an dich von uns beiden
C. Lampert


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