Karolina Lampert [-Schädler] in Troutdale an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] in Triesenberg über deren Gesundheit, ihre Reise nach Portland in die Kirche und über die Gespräche mit Julius über den Krieg sowie die Geldsendung in die Schweiz


Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Troutdale (Oregon), an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] in Triesenberg

Troutddale Oregon den 9 F.

Liebe, theure unvergeßliche
Schwester!
Ich habe dein liebes schreiben
erhalten und habe schon lange
schreiben wollen, aber es ist immer
geblieben, es thut mir recht leid
daß du nicht recht gesund bist,
aber du hast doch ein guten Platz
wo du dich ausruhen und unterhalten
kanst und die Kirche so nächst, wier
haben hier wieder einen andern Priester

er war auf Maria Lichtmeß hier
es ist 9 Meilen von uns eine Kirche
gebaut und das Geld dazu Collektet,
aber ich kome doch nicht oft hin, den es
ist zu weit für das Pferd, und wier haben
zu viel Vieh daheim um es zu besorgen.
Ich gehe 3 bis 4 mal im Jahr nach
Portland im Jahr und dan bleibe ich
gewöhnlich 2 Tage und gehe dort in
die Kirche gedenke du meiner
wen du in der Kirche bist.
Sonst sind wier Gott sei Dank zimlich
gesund nur, das eine, das ich nicht

schlafen kan. Abends sitzen wier
beisamen ich und Julius und erzählen
uns vom Krieg und möchten so gerne
hören das die Deutschen und
Osterreich siegen, damit der Krieg
bald zu Ende gehen würde, aber
ich bin bange es dauert noch lange
der Juli sagt er dauert ganz gut noch
6 Monat und das wäre ja schreklich
für unsere armen Deutschen, ihr könt
ja alles im St. Joseph Blatt lesen
besser wie ich es schreiben kan. Ich
habe auch eine Karte vom Sepli
bekomen und ich habe der Magdalena

geschrieben am 5 Jänner habe ich
20 Dollar und der Alois Lampert
10 Dollar geschickt nach Sevelen
in die Schweiz ich konte keins
nach unser Land schiken, aber
es geht manchmal lange bis es hinaus
komt unser Nachbar hat geschickt
ins Togenburg auch in die Schweiz.
Villeicht muß sie jemand mitnehmen
der sie persönlich kennt auf der Post
oder ein vom Pfarrer persöhnliches
schreiben wer sie ist und von wem
sie es bekomt. Die Tinte ist mir
ausgegangen somit muß ich
noch zum Bleistift greifen

Jezt viele grüße an alle
an den Priester, an Magdalena,
Sepli und an alle ihre Leute
leute verzeihe mir meine
schlechtes schreiben aber ich
denke villeicht kanst du es
lesen den ich bin so vergeßlich
das nächste mal mehr schreibe
recht bald und viel
ich und Julius grüßen Euch
alle recht herzlich
C. Lampert

 

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