Der Auslandsliechtensteiner Johann Knobel hegt Befürchtungen hinsichtlich des Anschlusses Liechtensteins an Deutschland


Handschriftliches Schreiben von Schreiner Johann Knobel an die Regierung [1]

27.3.1938, Adliswil

Geehrte Herren

Zu meinem nicht geringen Entsetzten soll auch Fürstentum Liechtenstein „gleichgeschaltet" werden, so wenigstens liest man dies in schweizerischen Tageszeitungen, dass gewisse Elemente diese Angelegenheit schüren wollen.

Das fehlte gerade noch, zuerst soll einmal der allgewaltige Hitler etwas wirtschaftliches vormachen können in Deutschland, anstatt mit Grössenwahn und Militärgewalt im Lande herumfuchteln, sein Tun ist lauter Schwindel, sich brüsten mit Arbeit und Frieden, derweilen man nichts als militärlet und sich feiern lässt von Menschen, die arbeiten müssen.

Dass eine Annexion von Seite Österreichern [gegen] das Fürstentum Liechtenstein geschürt wird, unterliegt keinem Zweifel, darum Hände weg von Einbürgerungen von Österreichern und Deutschen in Liechtenstein.

Meine Meinung wäre die, alle in der Schweiz wohnhaften Liechtensteiner sofort zu einer Landsgemeinde nach Vaduz einberufen, um von berufener Persönlichkeit ein Referat zu hören, eine geheime Abstimmung gleichen Tages, Absperrung der Grenzen nach Österreich, um Spitzel fern zu halten, Schweizerpolizei und Grenzwächter geheim aufbieten zur reibungslosen Abwicklung, nur Schweizerbürger mit Pässen durchlassen.

Ich würde auf keinen Fall ein Untertane des allgewaltigen nur an Grössenwahn leidenden Führer Hitler werden, denn der ist ja bloss der zweite Hauptmann von Köpenick.

Achtungsvoll zeichnet

Wie ist es nun, wenn plötzlich deutsches Militär das Fürstentum Liechtenstein besetzt?

 

 

 

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[1] LI LA RF 179/252/001. Siehe das Antwortschreiben der Regierung vom 31. März 1938 (LI LA RF 179/252/002).