"Der Umbruch" wendet sich gegen die Einmischung einiger liechtensteinischer Geistlicher in die Politik


Artikel im "Umbruch", nicht gez. [1]

19.6.1943

Politik in der Kirche

Immer wieder müssen wir feststellen, dass einige unserer geistlichen Herren mit grosser Vorliebe von ihrer Kanzel aus Politik treiben, und zwar eine Politik, die eindeutig gegen das Reich gerichtet ist. Was hat denn das mit religiöser Erbauung zu tun, wenn, wie am letzten Sonntag auf der Kanzel in Triesen von Kolonnen armer weisser Arbeitssklaven, von Konzentrationslager, von Gefängnissen und kommender Revolution gesprochen wird? Wenn in Mauren in derselben Art der „Umbruch" als antireligiöse Zeitung dargestellt und das Austragen dieses Blattes als Sünde bezeichnet wird. Sind sich denn diese Herren nicht bewusst, dass ihre Methode das Fernbleiben von der Kirche zur Folge haben muss?! Oder glauben sie, als Seelenhirten das Recht zu haben, den Kirchgänger nach Belieben zutiefst verletzten zu dürfen? Verletzt müssen wir uns fühlen, wenn in den Predigten dieser Hochwürdigen Herren der Gleichschritt mit der Judenpropaganda zutage tritt. Wir achten jeden wahren Diener der Kirche, stellen aber jeden Hetzpropagandisten heraus.

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[1] Umbruch, Nr. 238, 19.06.1943, S. 1. Vgl. etwa auch den Artikel "Das wahre Gesicht" im "Umbruch" vom 28. Juni 1941 (Umbruch, 1941.06.28