Das "Liechtensteiner Volksblatt" weist die antichristlichen Angriffe des "Umbruchs" zurück


Leitartikel im "Liechtensteiner Volksblatt", gez. a [1]

24.1.1942

"Das Christentum am Scheideweg"

Diese Überschrift wurde einem von Karl Reck in der Schweizer Monatsschrift "Nationale Hefte" erschienenen Aufsatz im "Umbruch" vom 14. Januar [2] gegeben. Ein in Liechtenstein erscheinendes Blatt macht sich dieselben Gedanken zum Eigentum und trägt sie ins Volk hinein. Man steht dem Presseelaborate noch mit Verständnis gegenüber wo es um Ringen des deutschen Volkes schreibt, und von der Bitternis, die es erfüllen muss im Kampfe gegen eine Welt. Dass aber das Christentum Gegner des deutschen Volkes in diesem gigantischen Kampf sein soll, dass die katholische Kirche, die um ihre gefallenen deutschen Söhne, die sie zur Erfüllung der Pflicht gegenüber dem Vaterlande ebenso anhält, wie sie für sie betet und um sie trauert, wenn sie im Kampfe fallen, als Feind des deutschen Volkes in seinem harten Kampfe bezeichnet wird, steht denn doch mit der Wirklichkeit in zu scharfem Gegensatze, als dass dazu geschwiegen werden könnte.

Ich zitiere: "Umbruch" vom Mittwoch, den 14. Januar, 2. Seite, letzte Spalte:

"Und nun kommt eine neuer und letzter Gegner in diesem Kampf. Kein politischer oder staatlicher Feind. Aber einer, der um jeden Preis jetzt auch mitmachen will, obwohl er an sich keinen Anlass hätte. Man schüttelt verständnislos den Kopf, wenn man es sieht, dieses Christentum in seinen offiziellen Vertretern, die mit Gewalt jetzt auch Feinde sein wollen. Folgerichtig, unerbittlich, steifnackig kommen sie daher, zu reden in Versammlungen, Synoden und Konventen. Sie treten auf und verkünden und legen es schriftlich nieder: Wir wollen und müssen unablässige Gegner, Feinde und Hasser sein."

Wir stellen solchen Auslassungen die Weihnachtsbotschaft Papst Pius XII. gegenüber. Nachdem dort vom Unglück dieses Krieges, das so gross sei, dass die Menschheit es sich nicht leisten könne, ihm noch das schlimmere Unglück eines verfehlten Friedens folgen zu lassen, geschrieben wurde, finden wir einen anderen Fundamentalsatz:

"Was dem heissen Wunsch aller Völker aus den Prüfungen und Trümmern dieses Krieges als neue Ordnung hervorgehen soll, muss aufgebaut sein auf der unverrückbaren Grundlage jenes Sittengesetzes, das vom Schöpfer selbst durch die Ordnung der Natur erlassen und unaustilgbar in die Herzen der Menschen geschrieben ist. Die Einhaltung dieses Sittengesetzes muss von der öffentlichen Meinung aller Nationen und aller Staaten so einmütig und nachdrücklich gefordert werden, dass niemand es wagen kann, seine Verbindlichkeit zu bestreiten oder zu verletzen."

Weder Religionen noch Nationen, noch Völker sind hier benannt, alle haben sich diesem Sittengesetz zu unterstellen. Die katholische Kirche ist allgemein, sie kann und darf nur Grundsätzen folgen, die das Wohl der Nationen betreffen. Was aber der Papst als Leitgedanke aufstellt, dem folgen auch die, die in "Versammlungen und Konventen" reden. Sie werden ebensowenig von diesen Grundsätzen abweichen wie der Hl. Vater selbst.

Wenn dem anders wäre, könnten wir den oben angeführten Satz verstehen, so aber fällt er doch so aus der Rolle, dass eine Zurechtsetzung nicht übergangen werden kann.

Es heisst dann im Artikel im "Umbruch" weiter:

"Haben diese Leute die Dämonie ihrer Verblendung nicht gemerkt? Hätten sie nicht im Namen des Glaubens versuchen sollen zu versöhnen? Hätten sie nicht im Namen des gütigen Gottes den Hildebrandskampf zum Stehen bringen sollen? Hätten sie nicht der Tragik Einhalt gebieten, aus d. Glauben heraus sie zum Segen wandeln sollen? - Das wäre Überwindung der Dämonie der heutigen Weltmacht gewesen. Hier hätte christlicher Ritterdienst seine Pflicht getan für Gottes Reich. Aber nein, das taten und tun sie nicht. Sie sind jetzt zum Fluchen da. Aus Segenskündern sind Fluchpriester geworden."

Wie sehr hat sich nun der Hl. Vater schon vor dem ersten Schuss in diesem Kriege bemüht, dem Brande Einhalt zu tun? Bei jeder Gelegenheit entnahmen wir den Worten der autoritativsten Stelle der Christenheit den Schmerz über das Unglück dieses Krieges. - Wir hörten oft, wie das Herz des Papstes und mit ihm das der ganzen katholischen Kirche von Besorgnis erfüllt ist über das Leid der Völker und Nationen und wie die Kirche für die gefallenen Söhne aller Völker betet. Es stimmt also keineswegs, was im Artikel geschrieben steht. Es ist auch der folgende Satz von der Hand zu weisen.

"Der Krieg, den das deutsche Volk führt, ist darum jetzt auch neben der Abwehr feindlicher Heere nicht bloss Kampf gegen die Lüge, er muss vielmehr im Herzen des Volkes werden zur Abwehr jener Religion, in deren Namen man es verfemt. Das Ringen wird zum Freiheitskampf gegen einen Fluch. Gestritten wird jetzt gegen einen Dämon. Denn das Christentum ist zum Dämon gemacht worden".

Ich weiss nicht, wie man im deutschen Volke im allgemeinen über solche Sätze urteilen würde. Aber eines ist gewiss: nicht jeder Hundertste würde seine Unterschrift unter ein solches Presseelaborat setzen. Das blieb den „neckischen Rufen" vom „Umbruch" vorbehalten.

Ganz anders hat der Papst in seinen fünf Punkten über die Fundamentalgrundsätze der neuen Ordnung gesprochen. Und schliesslich spricht er von der Stadt der Christenheit als der Grundveste und Lehrmeisterin der Christenheit, die mehr durch Christus als durch die Cäsaren die ewige ist in der Zeit, da richtete sich das ganze Sinnen und Denken auf das wahre Wohl der Einzelvölker und der ganzen Menschheit. "Wir können an euch alle nur den sehnlichsten Wunsch und der beschwörenden Mahnung Ausdruck verleihen, es möge der Tag nicht mehr fern sein, an dem überall da, wo heute die Feindschaft gegen Gott und Christus die Menschen zeitlichem u. ewigem Unglück zutreibt, tieferes Erfassen der Religion und neue Entschliessungen Platz greifen ... Wenn dieser Tag angebrochen ist, dann können die Völker und ihre Lenker ohne Sorge vor Rückschlägen und Hinterhalten daran gehen, aus den Schwertern, die so furchtbare Wunden geschlagen haben, Pflugscharen zu schmieden, durch deren friedliche Arbeit unter der Sonne des göttlichen Segens, die Furchen gezogen werden sollen, um Brot zu schaffen, das zwar mit Schweiss, doch nicht mehr mit Blut und Tränen benetzt ist."

 

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[1] L.Vo., Nr. 11, 24.01.1942, S. 1.
[2] Umbruch, Nr. 103, 14.1.1942.