Das "Liechtensteiner Vaterland" berichtet über die Verschiebung der Geiselerschiessungen im besetzten Frankreich


Bericht im "Liechtensteiner Vaterland" über einen Aufruf des deutschen Militärbefehlshabers im besetzten Frankreich, Otto von Stülpnagel [1]

1.11.1941

Frankreich

Die Verschiebung der Geiselerschiessungen

Der Oberkommandierende der Besatzungstruppen hat folgenden Aufruf erlassen:

"Ich habe der französischen Regierung mitgeteilt, dass Reichskanzler [Adolf] Hitler beschlossen hat, die Exekution weiterer Geiseln als Vergeltungsmassnahme für die Anschläge von Nantes und Bordeaux [2] aufzuschieben. Die Franzosen erhalten dadurch eine letzte Gelegenheit, sich an der Untersuchung über diese Verbrechen zu beteiligen und auf diese Weise durch die Tat zu beweisen, dass sie die beiden Anschläge missbilligen. Möge jeder Franzose daran denken, dass es in seiner Macht liegt, zur Aufklärung dieser feigen Attentate beizutragen. Gleichzeitig kann er durch seine Haltung verhindern, dass Landsleute als Geiseln füsiliert werden und er kann möglicherweise noch die Freilassung von Gefangenen erwirken, die ihm nahestehen. Die Wehrmacht in Frankreich und ich selbst würden uns glücklich schätzen, wenn die Massnahmen wie die bisher angewandten vermieden werden könnten. Die Bevölkerung, die im grossen und ganzen die feigen Attentate von Nantes und Bordeaux verurteilt, wird es nicht unterlassen, bei der Ausfindigmachung der Schuldigen mitzuhelfen."

 

 

______________

[1] L.Va., Nr. 88, 1.11.1941, S. 3. Siehe weiters die diesbezüglichen Berichte im "Liechtensteiner Volksblatt" vom 16.12. (L.Vo., 1941.12.16) und im "Liechtensteiner Vaterland" vom 17.12.1941. 
[2]  In Nantes war am 20.10 1941 ein Attentat auf Feldkommandant Karl Hotz und in Bordeaux am 21.10. ein solches auf Kriegsverwaltungsrat Hans Gottfried Reimers verübt worden.