Öffentliche Landtagssitzung vom 17. Dezember 1918


Fürstliches Telegramm vom 13. Dezember 1918
Prinz Karl von Liechtenstein verliest ein fürstliches Telegramm, wonach er zum Landesverweser bestellt ist. Den Landtagsbeschlüssen vom 10. Dezember 1918 wird die Zustimmung erteilt. Einer allfälligen Erhöhung der Abgeordnetenzahl tritt der Fürst nicht entgegen. Die Wahl der beiden Regierungsräte und die Ausarbeitung entsprechender Gesetzesvorlagen sind ehestens vorzunehmen.

Anprache von Landesverweser Prinz Karl von Liechtenstein
Als Hauptpunkte der Tagesordnung führt Karl von Liechtenstein die Wahl der Regierungsräte und eines Verfassungsausschusses an. Nach der Verabschiedung des Budgets, der Klärung der Verfassungfrage und der Verträge mit dem Ausland betrachte er seine Aufgabe als erledigt.

Ansprache von Landtagspräsident Schädler Albert
Schädler Albert dankt dem Landesverweser.

Erklärung von Beck Wilhelm
Beck verlangt eine Erklärung vom Landtag, dass ein Liechtensteiner Bürger an der Spitze der Regierung stehen müsse und dass entweder die Zahl der Volksabgeordneten erhöht oder die fürstlichen Abgeordneten beseitigt werden müssen. Andernfalls werde er sein Mandat niederlegen, die anderen Abgeordneten sollen ihm dabei folgen. Die heutige Wahl der Regierungsräte sei verfassungswidrig.

Wahl der Regierungsräte (erster Wahlgang)
Es werden gewählt:
- Marxer Josef, Eschen
- Walser Friedrich, Schaan
Walser nimmt die Wahl nicht an und empfiehlt Beck Wilhelm, der eine allfällige Wahl ebenfalls ausschlagen will.

Prinz Karl von Liechtenstein schlägt vor, dass die Oberländer und die Unterländer je einen Regierungsrat und je einen Ersatzmann wählen. Landtagspräsident Schädler Albert veranlasst die Wiederholung der Wahl.

Beck Wilhelm lehnt die Annahme einer Wahl von vornherein ab, vorher stelle er lieber den Antrag auf Auflösung des Landtages. Er wünscht, dass der Landtag erkläre, dass nur ein Liechtensteiner Landesverweser sein könne.

Landtagspräsident Schädler Albert geht zur Tagesordnung über.

Zweiter Wahlgang (Unterland)
Es wird gewählt:
- Marxer Josef, Eschen

Dritter Wahlgang (Oberland)
Walser Friedrich, Schaan, und Gassner Josef, Triesenberg, erhalten je 4 Stimmen. Der Wahlgang wird wiederholt.

Vierter Wahlgang (Oberland)
Gewählt wird
- Gassner Josef, Triesenberg. Er lehnt ab.

Fünfter Wahlgang (Oberland)
Gewählt wird
- Beck Wilhelm. Beck nimmt die Wahl an, stellt aber die Bedingung, dass der Landesverweser ein Liechtensteiner sein müsse und dass entweder die Zahl der Volksabgeordneten erhöht oder die fürstlichen Abgeordneten abgeschafft werden müssen.

Wahl der Ersatzmänner
Es werden gewählt:
- Batliner Emil, Mauren
- Walser Friedrich, Schaan

Wahl des Verfassungsausschusses
Es werden gewählt:
- Marxer Josef, Eschen
- Walser Friedrich, Schaan
- Beck Wilhelm, Vaduz
- Schädler Albert, Vaduz
- Ritter Martin, (Innsbruck)
- Risch Emil, Triesen

Landtagspräsident Schädler Albert erklärt die Wahl von Ritter Martin für ungültig, da dieser kein Abgeordneter ist.

Abstimmung über die Gültigkeit der Wahl von Ritter Martin
Die Mehrheit stimmt für ungültig.

Zuschrift von Kanonikus Büchel Johann Baptist, Vaduz
Um persönlichen Beleidigungen zu entgehen, ist Büchel der Sitzung ferngeblieben.

Beiziehung der Viehzentrale zur Notstandssitzung am 17. Dezember 1918
Einen entsprechen Antrag stellt Büchel Peter, Mauren.

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