Rupert von Bodman, Fürstabt von Kempten, gratuliert dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein zum Erwerb der Herrschaft Schellenberg.


Durchleuchtiger fürst.

Besonders lieber herr und wehrtister freundt, etc.[1]

Ewer liebden[2] wirdet dero mandatarius[3] und ambtman[4] der reichsfreyherrschafft Schellenberg[5] mit mehrerem umbständtlich berichtet haben, welcher gestallten dem 16. passato[6] der actus homagii et immissionis[7] ersagter herrschafft vorgangen seye. Wie nun verhoffe, dieselbe hierab ein sattsames vergnügen tragen werden, allso gratulire ewer liebden zu sothaner ahnsehenlichen acquisito[8] von herzen und wünsche damit, das andere in bälde nachfolgen möge.

Derweilen dann bey der graffschafft Vaduz[9] mit denen beambten (deren der rentmaister vor wenig wochen dises zeitliche gesegnet, den interims[10]-oberambtman, meinen cammeratth Ziegler, aber widerumb allhero beruffen) eine andere disposition[11] gemacht und für einen interims-administrations ratth und / oberambtman Johann Rudolph Gasser von Strassberg[12] (deme zumahlen und principaliter[13] das rentambt anvertraut) für einen landtschreiber aber des herren Jacob Hannibal Friderich graffens zu Hohenembs[14], vaduzisch gewesten hoffmeisteren Ludwig Awer auff einkhommen reccomendation[15], bestellt habe. So reccommendire von disen beeden, insonderheit ermelten Gasser, nit allein wegen seiner guthen qualitäten, sondern auch zu Veldtkirch[16] und selbiger refier habenden nit geringen mittlen, mit fürstlichen dienstlichen ersuchen, mir den sonderen gefallen zu erweisen, damit selbiger bey nechstem von ewer liebden etwa beschehendten erkhauff ersagter graffschafft Vaduz in dero diensten zu continuiren[17] die gnad haben möge, wardurch dieselbe mich hoch obligiren[18] und hinwiderumb zu erweisung all angenehmer diensten stehts so geflissen allß bereith verbleibe. In meiner residenz und stifft Kempten[19], den 7. Aprilis anno[20] 1699.

Ewer liebden.

Dinstwilliger, treuer freündt.

Rupert, abt von Kempten[21]. /

[Rubrum]

Præsentatum[22], den 17. Maii 1699.

Herr abbt zu Kempten. Recommendiret aufn fall deß erfolgenden erkauffs der graffschafft Vaduz gewisse subjecta zu officianten.

a--Bedenken, obligirt, mit Vaduz zwar in guthen terminis, jedoch auß gewüssen ursach, so ihm ander wär bewust, […] zurichten, reflectiren sodan--[a]

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[1]Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.
[2] Liebden = schriftliche und mündliche Anrede unter Fürsten (hohen Adeligen).
[3]Bevollmächtigter.
[4]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.
[5]Schellenberg (FL).
[6]vergangenen [Monat].
[7]actus homagii et immissionis“: Huldigungs- und Einsetzungszeremonie. 
[8]Erwerbung.
[9]Vaduz (FL).
[10]vorübergehenden.
[11]Anordnung.
[12]Johann Rudolf Gasser von Strassberg (1647–1713/1714) war Oberamtmann in Vaduz. Lebensdaten nach: lic. phil. Fabian Frommelt, Stabilisierung durch Verpachtung? Krise, „Admodiation“ und innere Verhältnisse der Grafschaft Vaduz vor 1712. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 111, Vaduz Selbstverlag 2012, S. 81–104; hier: S. 90.
[13]vorzüglich; fürstlich.
[14] Jakob Hannibal III. Friedrich Graf von Hohenems (7. März 1653–12. August 1730, Wien) war ein Sohn von Franz Wilhelm I. (1627–1662) und Eleonora Katharina, geb. Landgräfin von Fürstenberg, (gest. am 18. Februar 1670). Er war verh. mit Anna Ämilia Freiin von Schauenstein-Ehrenfels (1652–1734). Kinder: Hermann Ferdinand Bonaventura (1678, bald gest.), Ämilia Antonia Carolina (Charlotta) (1680–1752), Anna Maria (geb. 1680), verh. mit Johann Adam Freiherr von Behlen, Eleonora Katharina (getauft am 12. März 1682 in Schaan, bald gest.), Maria Franziska (geb. 1682, bald gest.), Maria Anna (geb. 1684, bald gest.), Franz Wilhelm Rudolf (1686–1756), Josef Leopold (1691, bald gest.), Bartholomaeus Ulrich (gest. 1692). Vgl. Joseph Bergmann, Die Reichsgrafen von und zu Hohenembs in Vorarlberg. Dargestellt und beleuchtet in den Ereignissen ihrer Zeit, vom Jahre 1560 bis zu ihrem Erlöschen 1759. Mit Rücksicht auf die weiblichen Nachkommen beider Linien von 1759–1860, Wien 1860, S. 112; Wurzbach, Bd. 9, Hibler – Hysel, Wien 1863, S. 189; Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 13, Hi – Hz, Leipzig 1739, S. 526.
[15]Empfehlung.
[16]Feldkirch (A).
[17]fortzusetzen.
[18]verpflichten.
[19] Fürststift Kempten in Kempten (D). 
[20]im Jahr.
[21] Rupert von Bodman (1646–1728) war von 1678 bis 1728 Fürstabt von Kempten und ab 1681 kaiserlicher Verwalter von Vaduz und Schellenberg. Vgl. Otto Seger, Rupert von Bodman, Fürstabt von Kempten, in seinem Wirken für unser Land. In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1978; Paul Vogt, Der 18. Januar 1699 – Wendepunkt in unserer Geschichte? In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1999.
[22]Vorgelegt.

[a]--aNachtrag mit Bleistift von anderer Hand.