Zwei Maurer Bauern unterhalten sich über den Zollvertrag mit der Schweiz (humoriges Gedicht)


Zeitungsbeitrag, gez. R.R. [1]

26.7.1922

Politisches Zwiegespräch. (Einges).

In-ra Würtschaft, säg-mr z'Mura,
Setzn jüngst amol zwe Bura.
Set dr elter: „Globsches net
Met am Ländle esch a Gfrett?

Mir hon Scholda, gweß-esch wohr.
Un wenn so goht a Johr,
Mom-mer alls am Ländle gen,
Daß mr an Kredit konn nen."

Set dr andr: „Jo, hescht recht,
's goht üs allna zemma schlecht!
Aber kunnt dr Zollvertrag
Gits noch menga guata Tag.

Franka gits an ganza Huffa. —
Täts im Leba nie versuffa.
Un Verkehr gits noch viel meh,
A Postauto hets jo scho geh.

„Gang aweck!" rüeft jitz dr on;
„Wohera söttn d' Franka kon?
Ene zahlen alle mir
Und noch meh, das säg i dir.

Schwizzer tons no ikassiera
Un am Schloß noch alls addiera.
Das konn alls mir selber o,
Soß wärs trurig, glob-mers no!

Öberhopt, mit dena denna
Paß'n mir scho gär net zemma.
Albeg sim-mer die Dümmara gsin
Un öb'ram Rhin ist halba hin."

„Hesch net urecht! Glob drs scho!"
Mont dr andr: „Moß bal go.
Vorher bring üs noch a Gläsle,
Kelln're, met em schöna Näsle".

R. R .

(Wir geben obigem Gedicht der Originalität halber Raum und möchten durchaus nicht, das dies von unsern lieben Schweizer Nachbarn, die wir hochschätzen und achten, etwa als beleidigend aufgefaßt werden könnte. Die Schriftlg.)

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[1] L.Vo. 26.7.1922, Seite 2. Verfasser ist vermutlich Rupert Ritter, der als Student ähnliche Gedichte verfasste. Ein Hinweis auf ihn ist auch der Maurer Dialekt.