Katharina Biedermann [-Büchel] an Ulrich Öhri über den Unfalltod ihres Bruders Johann Büchel


Handschriftliches Originalschreiben der Katharina Biedermann [-Büchel], Ruggell, an die Familie Ulrich Öhri, Spencer (Nebraska) [1]

08.08.1930, Ruggell

Werte Familie Öhri!

Am Anfange meines Schreibens seit
alle herzlich gegrüsst [2] und verzeihet
mir, dass ich Euch so lange auf eine
Antwort warten liess. Wir haben
wieder eine harte Zeit durch ge-
macht, durch den Tod unseres lieben
Bruders Johann [Büchel], dass er gestorben
ist, wisst Ihr ja schon längere Zeit.
Es war ein sehr harter Schlag be-
sonders für seine grosse Familie,
so ganz unerwartet sterben müssen.
Er ruht neben unserer guten Mutter [Magdalena Büchel [-Schöch]]
auf dem Friedhof, es war gerade
wie wenn sie auf ihn gewartet
hätte, es ist dazwischen Niemand
gestorben. Er hat in unserm [3]
Stall Streue gehabt, weil er den
seinen neu bauen musste, er
hat dann die Streue einem Schweiz-
er zu kaufen gegeben, er hat dann dem
Schweizer die Streue auf denn Wa-
gen herunter gegeben von der
Bühne, auf einmal haben sie ge-
hört, dass etwas gefallen sei, dann
ist halt der Johann im Tenn gelegen
und ist ihm aus den Ohren und
aus der Nase Blut geronnen. Es
haben ihn dann 4 Männer nach Hause
getragen, der Doktor ist dann
gleich gekommen, hat dann einen
Schädelbruch konstatirt, er hat dann
gesagt es könne 10 bis 11 Tage
gehen bis es sich entscheide, er
ist dann halt am 10 Tage gestor-
ben, ohne noch einmal recht zum
Bewusstsein zu kommen. [4]
Ich schicke Euch später noch Sterbebilder
jetzt haben wir noch keine.
Er ist ein geachteter Mann
gewesen, das hat sein Leichen-
zug bewiesen, in Ruggell ist
noch kein so grosser Leichenzug
gewesen. Die Luisa [Biedermann] hat die
Operation gut überstanden, sie
ist nur 12 Tage im Spietal ge-
wesen hat 300 franken gekostet
alles zusammen, in Amerika
hätten sie ein grösseres Maul
voll genommen. Man sieht schon
bereits nichts mehr von der Wunde,
es ist schön aus geheilt. In 6 Jahren
sind wir unser 6 Personen im
Spietal gewesen, das hat halt auch
gekostet. Ich weiss noch nicht ob
die Luisa noch einmal nach Ame-
rika kommt oder nicht, sie ginge [5]
schon wieder, aber wir lassen sie
halt nicht gerne gehen. Des
Doktors Öhris Frau [Maria Klara Öhri [-Öhri]] von Eschen geht
Ende September auch zu ihren
Kindern nach Amerika, diese bettelt
auch immer an der Luisa, sie solle
mit ihr gehen. Unserm Vater der
Bruder Alois ist vor ein paar Wochen
auch von Amerika gekommen, wann
er wieder hinein geht weiss ich nicht.
Unser Alois [Biedermann] ist immer noch in Portland,
diese Tage haben wir wieder etwas
erhalten von ihm, er ist ein lider-
licher Schreiber, Ihr werdet es auch
schon erfahren haben. Wir sind Gott
sei Dank alle gesund und hoffen,
dass dieser Sudel Euch alle in bester
Gesundheit an treffe. Viele herzliche
Grüsse von uns allen an Euch alle.
Ein extra Gruss an Magdalena [Connot [-Öhri]], Andreas [Öhri],
Mali [Amalia Öhri [-Heeb]], Silvan [Heeb] u. Alban [Heeb] von der Luisa noch ein extra
Gruss an Silvan u. Alban.

Familie Biedermann

Seit so gut und tut uns auch wieder
einmal ein Lebenszeichen. Wir danken
Euch sehr für den lieben Brief. [6]

______________

[1] LI LA PA 016/3/03/03. Kuvert liegt bei.
[2] Ursprüngliche Fassung: „gegrüẞ“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[3] Seitenwechsel.
[4] Seitenwechsel.
[5] Seitenwechsel.
[6] Absatz nachträglich auf der 1. Seite hinzugefügt.