Simon Büchel an Ulrich Öhri über die Geburt seines Sohnes Franz Josef und das Befinden seiner anderen Kinder, seinen Fussbruch, Überlegungen zum Kauf des Gasthauses Sternen in Ruggell, das Versprechen einer Fotografie und die Einladung zu einem Besuch in Liechtenstein


Handschriftliches Originalschreiben des Simon Büchel, Schellenberg, an Ulrich Öhri mit Familie, Spencer (Nebraska) [1]

20.03.1910, Schellenberg

Lieber Ulrich und Familie!

Ich habe mit grosser [2] Freude
Deinen Brief erhalten und habe
gesehen dass es Euch Gott sei Dank
gut geht. Da geht es bei mir
ganz anders am 11. März ist
uns einen Sohn geboren und
am 13. März habe ich den Fuss
das zweite Mal gebrochen und
bin nun wieder auf dem Lager
werde jedoch bis in 3-4 Wochen
wieder gehen können bin aber
gleich immer gut Humors sonst
ist Alles gesund. Der Rudolf ist
jetzt sehr stark und kann immer
mit den Pferden fahren die
Rossina hat das Nähen gelernt
und ist jetzt gewachsen Der
Jakob kommt am 6. April aus der [3]
Schule Der Johan von der zweiten
Frau [Magdalena] muss jetzt im Frühling
in die Schule und der Franz
Josef ist eben an 11. März auf
die Welt gekommen ich habe immer
2 Pferde und 4-5 Stück Vieh.
Daniels Ludwig war schon
einige Mal bei mir es scheint
mir er hätte gern eine
Europäerin aber der wird wohl
gar herb thun den der ist den
Europäern zu fein rassiert und
in ein so grosses Reichthum
wollten Sie auch nicht gehen.
Über Euch lässt er nichts gehen
er sagt Ihr machens Alle sehr
gut. Sternenwirth in Ruggell
hat noch nicht verkauft er ver-
langt 38‘000 Kronen 33 Tausend
wollte ich Ihm für Alles geben
wäre nicht zu teuer. Dass das
ganze Reinthal unter Wasser
war ist nicht wahr [4]
Lieber Ulrich schon lange hätte
ich Dir die Pfotagrafi geschickt
aber Du siehst selber dass ich nicht
konnte aber diesen Sommer musst
Du es haben wenn ich ein
Pfotografist ins Haus kommen
lassen muss. Lieber Ulrich
wenn Du mir einmal so
viel Gelegenheit hättest dass Du
einmal zu mir auf Besuch
kommen könntest ich werde Dir
ein halbes Jahr gerne aufwarten
so gut ich kann und muss
Dich hier nichts kosten ich möchte
Dich gern auf jedem Bahnhof mit
Fuhrwerk abholen denn ich habe
keinen so guten Freund mehr
wie Du warst. In meinem
Nachbarshaus hat es sich jetzt ge-
ändert Die Leute haben jetzt
gar nichts mehr und mein
Schwager ist dort geheiratet
jetzt ist der Friede gekommen [5]
Ich werde Dir wieder schreiben
sobald ich wieder gehen
kann schreibe mir aber sofort
eine Antwort. Der Ludwig
hat gesagt er werde in 14
Tagen wieder nach Amerika
reisen er wird Dir schon
von mir erzählen denn er
ist gern bei mir bei Most
und Brantwein. Also ich bitte
Dich schreibe mir bald.

Freundliche Grüsse an Dich
Andreas [Öhri] und Magdalena [Connot [-Öhri]].

Elias Gopp Karl Kaiser
und Elias Öhri senden
Euch freundliche Grüsse

______________

[1] LI LA PA 016/3/06/10.
[2] Ursprüngliche Fassung: „groẞer“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[3] Seitenwechsel.
[4] Seitenwechsel.
[5] Seitenwechsel.