Bertha Schauer an Alois Rheinberger über den Aufenthalt von Emma Rheinberger in Arosa, die Genesung von Ida Schauer sowie die geringe Weinernte und die Rebenkrankheit in Liechtenstein


Handschriftliches Originalschreiben der Bertha Schauer, Masescha, an Alois Rheinberger, Nauvoo (Illinois) [1]

15.12. (o.J., wohl 1906), Masescha

Lieber Herr Rheinberger [2]!

Entschuldigen Sie doch,
meine Saumselligkeit, den
ich schulde Ihnen schon längst
meinen herzlichsten Dank für
Ihre mir so lieben Zeilen u.
für die schöne Ansicht. [3] Freute
mich sehr Ihren lb. Zeilen ent-
nehmen zu können, dass [4] es mit
Ihrer Gesundheit gut steht, u.
hoffe auch dass meine heutigen
Zeilen Sie im besten Wohlbefinden
antreffen werden. Olga Rhein-
berger
[5] aus dem rothen Haus [6] hat
mir auch einmal im Laufe von
diesem Sommer gute Nachrichten
von Ihnen gebracht. Ihre
Schwester Emma [Rheinberger] [7] welche immer
noch wegen ihrer Gesund- [8]
heit in Arosa [9] weilt, ist scheints
im eifrigen Briefwechsel mit
Ihnen, u. so werden Sie wahr-
scheinlich über alle Neuig-
keit welche hier im Liechten-
steiner Ländchen [10] so selten vor-
fallen unterrichtet sein. Emma [11]
soll sich schon recht gut erholt
haben in Arosa [12]. Wir 3 Geschwister [Bertha, Marie u. Ida Schauer]
sind gottlob gesund, die jüngste
Schwester Ida [13] welche letzten
Winter so schwer krank an
Blinddarm Entzündung [14] war
hat sich dann wieder gut erholt.
Ihre lb. Angehörigen werden
sich hoffentlich auch Alle wohl
befinden, u. ich hoffe dass Sie
bei Ihren lb. Enkelkinder [15]
recht vergnügte Feiertagen [16]
verbringen werden.

Obwohl diese Tage beinahe
jeden Menschen etwas weh- [17]
muthig stimmen, so sind
diese Tage doch schön. -

Wir stecken nun seit einigen
Tagen in tiefen Schnee, auch
bei Ihnen wird er sich jetzt
wohl auch recht streng einge-
funden haben. Der Herbst hin-
gegen war dieses Jahr wun-
derbar schön, die schönsten Sommer-
tage hatten wir. Die Wein-
ernte ist dieses Jahr nicht sehr
gut ausgefallen, hingegen ist
das wenige sehr gut.

In einigen Lagen wo die
Rebenkrankheit nicht so ver-
breitet habens die Weinberg-
Besitzer schon eine gute Ernte
gehabt z.B. Hauptmans [18] im
Rothen Hause [19] waren sehr
zufrieden im Wolfgang Wein-
garten
[20]. [21] – Ich hoffe dass auch [22]
Sie lieber Herr Rheinberger [23]
mit Ihrer Weinlese sehr zu-
frieden waren und dass der liebe
Gott Ihren Fleiss gesegnet hat.

Nun schliesse ich für diesmal,
u. füge von meinen Geschwister
viele Grüsse und die besten Wünsche
bei, empfangen Sie auch von
mir die besten Segenswünsche
für das komende Jahr von
Ihrer stets dankbaren

Berta Schauer [24]

Viele Grüsse aus dem Löwen [25]

______________

[1] LI LA AFRh Ha 19. Brief in Kurrentschrift.
[2] In lateinischer Schrift.
[3] Liegt nicht bei.
[4] Ursprüngliche Fassung: „daẞ“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[5] In lateinischer Schrift.
[6] Unterstrichen.
[7] In lateinischer Schrift.
[8] Seitenwechsel.
[9] In lateinischer Schrift.
[10] In lateinischer Schrift.
[11] In lateinischer Schrift.
[12] In lateinischer Schrift.
[13] In lateinischer Schrift.
[14] In lateinischer Schrift.
[15] In lateinischer Schrift.  
[16] In lateinischer Schrift.
[17] Seitenwechsel.
[18] In lateinischer Schrift.
[19] In lateinischer Schrift.
[20] In lateinischer Schrift.
[21] Möglicherweise ein Weingarten in Maschlina, Gemeinde Triesen (im Gebiet der einstigen Kapelle St. Wolfgang). Vgl. Hans Stricker, Liechtensteiner Namenbuch, Bd. 1, S. 512 ("St. Wolfgang").
[22] Seitenwechsel.
[23] In lateinischer Schrift.  
[24] In lateinischer Schrift.
[25] In lateinischer Schrift.