Landtagsvizepräsident Otto Schädler spricht an der Huldigungsfeier für Fürst Franz Josef II.


Abdruck der Rede von Landtagsvizepräsident Otto Schädler vom 29.5.1939 im "Liechtensteiner Vaterland" [1]

3.6.1939

Die Rede Dr. Otto Schädlers an der Huldigung vom 29. Mai 1939

Euer Durchlaucht, verehrter Landesfürst [Franz Josef II.]
Eure kaiserliche Hoheit [Elisabeth Amalie],
Durchlauchtigste Prinzen und Prinzessinnen des fürstlichen Hauses,
Euer bischöfliche Gnaden [Matthias Vincenz],
Sehr geehrte Vertreter ausländischer Regierungen und Behörden,
Hohe Gäste,
Liebes Volk von Liechtenstein!

Wer in den letzten Wochen und Tagen Gelegenheit hatte, die Gemeinden und Gehöfte unseres Landes zu besuchen und die Erregung und Freude zu beobachten, die die grossen und kleinen Landeskinder bei ihren Vorbereitungen für die Fürstenhuldigung erfüllte, der durfte es nicht anders erwarten, als dass der heutige Tag zu einem glanzvollen Feste werden würde, das das liechtensteinische Volk ohne Unterschied von Rang und Stand, von Alter und Geschlecht Euer Durchlaucht in grenzenloser Liebe und Anhänglichkeit bereitet hat. An alles wurde gedacht, alles aufs Schönste und Beste geordnet, nur eines lag nicht in der Macht dieser fleissigen Menschen: das Festwetter. Aber trotz Wind und Wetter flattern Tausende von Fahnen an Masten und Bögen, an Häusern und Höfen, grüssen zahllose Kränze und Blumengewinde allüberall, sie sind die leuchtenden Zeugen für das, was die Liechtensteiner heute im Innersten bewegt, für die Begeisterung, die heute in abertausend Herzen hämmert und die Freude, die aus abertausend Augen strahlt. Jedes Dorf und jeder Weiler unserer schönen Heimat, ja jedes Haus, ob gross oder klein, hat heute das Festkleid angezogen. Über all dem steht die ewige Sonne und Gotteshand steht unsichtbar segnend über dem alten Wahrzeichen unseres Landes, dem Schloss Vaduz, und über der grossen Festgemeinde, die sich heute auf historischem Boden zu einer machtvollen vaterländischen Kundgebung versammelt hat. Wer nicht durch Krankheit und Gebrechen, durch Alter und Schwäche behindert ist, der hat es sich zur persönlichen Ehrensache gemacht, am heutigen hohen, nationalen Feiertage nicht zu fehlen.

Man sagt uns Liechtensteinern zwar nach, dass wir schwerfällig, wenig beweglich seien, dass uns die Schwingen fehlten, die im Steilfluge zu jenen Höhen der Begeisterung führen, die bei andern Völkern so oft bewundert werden. Ja, wir sind etwas nüchterne und weniger impulsive Menschen, weil durch unsere Adern das zähe Blut unserer durch viele Drangsale und Nöte heimgesuchten Vorfahren pulst, denn ihnen hat das Schicksal im Auf und Nieder unserer Geschichte nicht nur Sonnenplätze, sondern auch viele, viele Schattenplätze zugewiesen. Auch der schwere Boden unserer Heimat gibt keine billige Beute her. Nur wenn er in harter Arbeit und in zähem Fleiss gepflügt und gepflegt wird, nur wenn Vater und Mutter, Ähne und Ahna bis zur letzten Kraft und die Kinder schon von früher Jugend an in Arbeit stehen und jede gute Stunde des Jahres und jeden Schuh Boden nutzen, nährt er die Familie und sichert ihr Auskommen.

Wenn Blut und Boden auf diese Weise unserem Volkscharakter ihre Eigenheiten auch tief eingeprägt haben und wir weniger beweglich als manche andere Volksstämme sind, so sind wir jedoch umso tiefer und nachhaltiger bewegt, eine Bewegung, die nach Innen geht, eine Bewegung, die ihren Weg weniger durch die Kehle sucht, als vielmehr schwer und heiss durch die Herzen strömt und dort die ewigen Lichter der Treue und Liebe mit neuen Kräften speist.

Wenn wir heute den Blick auf unsere Umwelt richten, dann wird uns der Sinn und die historische Bedeutung dieser Volkskundgebung in besonderem Masse bewusst. Das prächtige und imposante Bild, das sich hier unserem Auge darbietet, wie sehr steht es im Gegensatze zu jenem, das in dieser Zeit das ruhelose Europa und darüber hinaus die weite, verworrene, angsterfüllte Welt zeigen!

Erst 20 Jahre sind es her, seit der grosse Weltkrieg beendet ist, der in vier schrecken- und opfervollen Jahren soviel Leid und Schmerz über die Menschheit brachte; noch sind seine Wunden nicht geschlossen, noch sind die Millionen junger wertvollster Menschen, die für ihr Vaterland den Opfertod fielen, nicht vergessen, noch sind sie mitten unter den Völkern, die Legionen der stillen und eindringlichen Mahner, die Kriegsblinden und Kriegskrüppel, noch sind die Milliardenwerte nicht ersetzt, die der letzte Krieg frass und schon werden neue ungezählte Milliarden mobilisiert zum Ankauf und zur Anfertigung von Kriegswaffen und Kriegsgeräten, werden die Munitionsfabriken auf höchste Leistungstouren gebracht, fieberhaft, Tag und Nacht ohne Sekundenunterbruch, wird die Kraft ganzer Völker für ein Ziel eingesetzt: der Vorbereitung des Krieges! "Si vis pacem, para bellum, wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor", lautet ein geflügeltes Wort. Wenn wir an der Grösse der gigantischen Kriegsvorbereitungen die Dauer des Friedens ermessen dürften, dann allerdings wäre mit einer unermesslich langen Friedensperiode zu rechnen, wenn es auch ein Friede wäre, bei dem die milde Göttin des Friedens in der Gesellschaft des finsteren Kriegsgottes bleiben müsste. Aber wie viele Menschen können bei so viel Völkerhass und Kriegshetze noch an einen friedlichen Ausgang glauben? Auf wieviel Millionen und Abermillionen Lippen steht daher die bange und angstvolle Frage: Werden wir Krieg oder Frieden haben?

Liechtensteiner! Einer unserer besten Männer und glühendsten Patrioten, der verstorbene Prälat [Johann Baptist] Büchel, spricht es in einem seiner vielgesungenen Heimatlieder aus, auf was es uns ankommt: "Wenn andere ihrer Macht vertrauen, wir stolz auf unseren Fürsten schauen". Auf seine Führung vertrauen und bauen wir in dieser Stunde, die für alle Welt voller Gefahren ist, mehr denn je. Der heutige Tag ist daher in erster Linie ein Tag, der der Bekundung unserer Treue gewidmet ist. Durchlauchtigster Landesherr! Ich bin glücklich, heute als Dolmetsch dieses zwar kleinen, aber treuen Völkleins Euer Durchlaucht der aus tiefstem Herzen kommenden Ergebenheit und Treue aller, aller Liechtensteiner versichern zu dürfen. Seit Euer Durchlaucht das Erbe des ruhmreichen Hauses derer von Liechtenstein übernommen haben, hat unser Volk Ihnen bereits schon mehrfach Beweise seiner Treue und Anhänglichkeit gegeben, und wenn es in dieser Stunde sein Treueversprechen feierlich erneuert, so tut es das in der freudigen Gewissheit, dass Euer Durchlaucht die edle Tradition Ihrer grossen Vorfahren fortführen werden.

Wie könnten wir Liechtensteiner die Guttaten vergessen, die Ihre illustren Vorfahren, die berühmten Feldherren und Staatsmänner, die grossherzigen Förderer alles Schönen und Hehren, die starken Beschützer der Bedrängten und Bedrückten, die stillen verschwiegenen Wohltäter der Armen, unserem Volk und Land in einer Zeitspanne von mehr als 200 Jahren erwiesen haben? Wer von uns hält nicht das Andenken hoch an jenen anspruchslosen, wegen seiner väterlichen Güte und Huld von seinem Volke besonders geliebten Fürsten, der heute und immer in der dankbaren Erinnerung aller Liechtensteiner fortlebt und fortleben wird als Johann der Gute [Johann II.]? Unzählbar sind die Wohltaten, die dieser Edelste der Edeln unserem Volke gegeben hat. Wie sehr ihm das Geben innerstes Bedürfnis war, hat er in einem für seine Schlichtheit und Grösse charakteristischen Satze selbst ausgesprochen, in dem er sagte: "Wenn ich nicht mehr wohl tun kann, so freut mich mein Leben nicht mehr!"

In seinem langen, gottbegnadeten Leben war er aber nicht nur der fürstliche Wohltäter, nicht nur der grossherzige Initiator und Erbauer monumentaler Sakral- und Profanbauten, sondern auch der umsichtige und voranschauende Regierer unseres Landes. Unter seiner 70 Jahre währenden Regierung hat unser Volk die glücklichste Entwicklung seiner Geschichte erlebt und unser Land einen Aufschwung genommen, wie nicht in Jahrhunderten zuvor. Es gehört nicht in den Rahmen meines heutigen Auftrages, die einzelnen Phasen dieses geschichtlichen Werdens und damit das segensvolle Wirken dieses grossen und edelmütigen Fürsten zu schildern. Nur ein einziger zahlenmässiger Vergleich soll Ihnen das Wachstum und die Grösse der Entwicklung illustrieren, die durch seinen Weitblick und seine Politik inauguriert wurden. Waren bei seiner Regierungsübernahme die Landeseinnahmen u. Ausgaben noch bei 30'000 Gulden, d. s. nach alter österreichischen Währung 60'000 Kronen, so wuchsen diese Zahlen in gleichmässiger Fortentwicklung bis auf den heutigen Tag, um nun das respektable, ausgeglichene Haushaltsbudget von rund zwei Millionen Franken zu erreichen, d. h. also mit anderen Worten: Unser Staatshaushalt hat in den letzten 80 Jahren eine Steigerung erfahren dürfen, die das 30fache von jenem des Jahres 1858 beträgt.

Die Grundlage für diese glückliche Wende und den allenthalben sich entfaltenden Aufstieg bildete die neue konstitutionelle Verfassung des Jahres 1862, die den aufbauenden Kräften unseres Volkes einen weitgehenden Einfluss auf die Gesetzgebung und Verwaltung gewährte und die gesetzliche Freiheit im bürgerlichen Leben sicherte. Das war ein Lohn, der das unablässige und standhafte Eintreten unserer Vorväter und Väter für überliefertes Recht und Brauchtum reichlich lohnte, und zugleich wurde zwischen Fürst und Volk ein Vertrauensverhältnis gebildet, das in keiner früheren Epoche unserer Geschichte so innig, so aufrichtig und glücklich war, weil Fürst Johann nicht der Herrscher, sondern der milde, gütige Vater des Vaterlandes war, den eine hohe Objektivität in allen Fragen der liechtensteinischen Innenpolitik auszeichnete, sowie ein aus der Grösse seiner überragenden Persönlichkeit erwachsenes Geschick, das es ihm leicht machte, etwa entstandene innerpolitische Interessengegensätze immer wieder auszugleichen.

Dieses auf gegenseitiger Achtung und Liebe aufgebaute Verhältnis war denn auch der starke Damm, der der roten, aus der Hölle des Nachkriegswahnsinns herausbrechenden Sturzflut einen nicht zu erschütternden Widerstand bot, obwohl die Revolutionstreiber und Bilderstürmer jener Tage, an ihrer Spitze der vielgenannte Kommunist Karl Liebknecht, alles daran setzten, um die letzte deutsche Monarchie, die noch unberührt u. ungefährdet die Stürme überdauerte, zu zerschlagen.

Gross und in die Zukunft weisend waren die Werke dieses edlen Fürsten und segensvoll, wo und wie er sie schuf. Den besonderen Dank seines Volkes und der Nachwelt aber sicherte er sich durch die landesherrliche Verfügung vom 12. Febr. 1868, worin er sich infolge der Auflösung des deutschen Bundes (dessen Mitglied Liechtenstein war) zur Aufgabe des Militärkontingentes entschloss und damit das Land für alle Zukunft vom Militärdienst und allen Militärlasten befreite. [2]

Wann wurde der Sinn und die Bedeutung dieser Massnahme von unserem Volke klarer erkannt und dankbarer anerkannt als heute, in einer Zeit, wo alle Staaten Europas und viele der übrigen Welt einen Grossteil ihrer wehrfähigen Jugend unter den Waffen halten und die immensen Kräfte und Reserven der Völker in den Kriegsrüstungen und ihren gewaltigen Verteidigungsanlagen erschöpfen?

Liechtensteiner! Wir haben wahrlich Grund genug, um uns des heutigen Tages zu freuen und um dankbaren Herzens der Verdienste jener zu gedenken, aus deren Händen wir das schöne und kostbare Erbe empfangen haben. Der heutige Tag sei daher auch ein Tag des Dankes. Unser erster und heissester Dank gilt dem ewigen Lenker aller Dinge und Geschicke, der unsere Heimat so sichtbar in seinen allmächtigen Schutz gestellt hat. Danken aber wollen wir auch dem Fürstenhause, das unserem Lande nicht nur seinen ruhmreichen Namen gegeben, sondern auch unsere Geschichte entscheidend und zum Besten des Volkes beeinflusst hatte und uns in guten und bösen Tagen durch die Milde und Güte edelgesinnter Fürsten stets hilfreich beigestanden war.

Euer Durchlaucht haben vor einem Jahr die Regierung unseres Landes angetreten und damit das grosse Erbe des Fürstenhauses übernommen. In dieser kurzen Zeitspanne haben Sie unserem Volke bereits zahlreiche Beweise Ihres väterlichen Wohlwollens geschenkt, wofür Ihnen angesichts und namens dieses freudig bewegten Volkes zu danken, ich es als meine Pflicht erachte. Mit besonderer Genugtuung hat uns alle aber Ihr Entschluss erfüllt, dauernd hier, inmitten Ihres Volkes Wohnsitz zu nehmen, womit Sie uns einen neuen Beweis Ihrer grossen Zuneigung gegeben haben. Darin dürfen wir Ihren Willen erblicken, die Verbindung von Fürst und Volk noch fester, inniger und vor allem lebendiger zu gestalten, um unmittelbar und ohne Zwischeninstanzen teilzuhaben an den Freuden und Leiden Ihrer Untertanen. Was Ihre direkte Fühlungnahme mit dem Volke und seinen politischen Faktoren zu erreichen imstande ist, haben wir vor einem Jahr erfahren und bewundern dürfen, als es Ihnen schon in den ersten Wochen nach der Übernahme der Regierung gelang, die innerpolitischen Gegensätze, die bis anhin oft hohe Wellen schlugen, auszugleichen und dem Lande den inneren Frieden zu geben, einen Frieden, der ausging und nur ausgehen konnte von dem Grundsatze, dass jeder Landesbürger, gleichgültig welches auch seine parteipolitische Einstellung sei, auf Grund gleichen Rechtes in gleicher Weise Teil hat am Nutzen und an den Gütern, die der Staat vergibt, wie auch an den Opfern, die der Staat von ihm fordert.

Die Herbeiführung dieses politischen Friedens wurde in früheren Jahren öfters schon erstrebt, aber leider nie erreicht. Dass das scheinbar Unmögliche nun möglich geworden ist, legt nicht nur Zeugnis ab für Ihr besonderes Geschick und Ihre Umsicht, sondern auch ebenso für das uneingeschränkte und restlose Vertrauen, das die beiden grossen Landesparteien unterschiedlos Ihrer hohen Person entgegenbringen. So war Ihre Hand gesegnet und dieser Segen wird fortwirken zum Besten unseres kleinen Vaterlandes. Ihr Beispiel aber wollen wir zur Richtschnur unseres Strebens und Handelns wählen und wenn wir das alle, alle in unserem öffentlichen und privaten Leben befolgen, wie das unsere sittliche Pflicht ist, dann wird es in alle Zukunft um Liechtenstein gut bestellt sein.

Es wird gerade am heutigen Tag geboten sein, einen kurzen Blick über die engen Grenzen unseres Landes hinaus zu tun und die Einstellung unserer unmittelbaren Umwelt zu Ihnen, Euer Durchlaucht und zum Lande Liechtenstein einer Prüfung zu unterziehen. Wie im Leben eines jeden Einzelnen, ist ein friedliches und gutes Verhältnis zum unmittelbaren Nachbarn auch im Leben der Völker notwendige Voraussetzung einer ruhigen und gesicherten Fortentwicklung. Es ist für mich eine tiefe Genugtuung und eine besondere Freude feststellen zu können, dass sich unser kleines Volk gerade in dieser Beziehung in einer beneidenswerten Lage befindet. Inmitten einer gefahrvollen und unruhigen Zeit, inmitten einer Zeit voll Misstrauens der Völker untereinander darf sich Liechtenstein des Wohlwollens und dürfen sich Euer Durchlaucht der Wertschätzung der ganzen Kulturwelt erfreuen. Vor allem geniessen wir das unschätzbare Glück, dass unser kleines Vaterland in den Lebensraum zweier Nachbarstaaten - Deutschland und der Schweiz - eingebettet ist, mit denen wir seit Jahrhunderten durch Sprache, Blut und Kultur freundschaftlich verbunden sind.

Schon seit Jahrhunderten hat das liechtensteinische Volk rege Beziehungen wirtschaftlicher und kultureller Natur mit den benachbarten Kantonen und der Gesamtschweiz gepflogen und hat dort Verständnis und Wohlwollen gefunden. 15 Jahre Zollvertrag haben diese Beziehungen vertieft und dem Lande wertvoll gemacht. Immer, wenn Liechtenstein in Not war, durfte es auf die Hilfe seines westlichen Nachbars zählen. Ich erinnere nur an die unschätzbare Hilfe anlässlich der Rheinkatastrophe im Jahre 1927 und an die in jüngster Zeit wieder erwiesene Bereitschaft des Schweizervolkes und seiner Behörden den wirtschaftlichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten unseres Landes gerecht zu werden.

Mannigfaltig sind auch die Beziehungen, die unser Volk in der Vergangenheit und Gegenwart mit dem deutschen Volke und seinen Behörden verbinden und dies nicht zuletzt durch das Wirken unseres Fürsten. Waren doch sie es, die in den Randgebieten des mittleren Ostens deutsche Kultur und Sprache immer hochgehalten haben und den dortigen Grenzdeutschen ihre Unterstützung angedeihen liessen. Es überraschte deshalb nicht, dass anlässlich des Besuches in Berlin der glänzende Empfang bewies, welches Wohlwollens u. welcher Achtung des deutschen Volkes und seiner Führung Euer Durchlaucht und mit Ihnen unser kleines Land sich erfreuen können.

Das liechtensteinische Volk fühlt sich mit Euer Durchlaucht glücklich, diese Freundschaft beider Nachbarvölker geniessen zu können und wird das erwiesene Wohlwollen nicht enttäuschen. Im Vertrauen auf Euer Durchlaucht Führung und in der Geborgenheit freundschaftlich gesinnter Nachbaren blickt es seiner Zukunft vertrauensvoll entgegen.

Liechtensteiner! Gott hat das Schicksal unserer Heimat in unsere Hand gegeben, mit uns wird es sinken, wenn wir unwürdig sind, mit uns wird es sich heben, wenn wir unsere Pflicht tun, denn Gott hilft aber nicht dem Unwürdigen, dem Untätigen und Faulen, sondern nur dem, der sich selber regt und streckt. Wir wollen daher, das ist unser feierliches Gelöbnis, mit jedem Tag aufs neue beweisen, dass wir, getreu dem Goetheworte, bereit sind, das, was wir ererbt von unseren Vätern haben, zu erwerben, um es zu besitzen und um diesen Besitz gesichert und gemehrt an unsere Kinder weitergeben zu können. Euer Durchlaucht aber legen wir heute das heilige Versprechen ab, unentwegt Treue und Disziplin zu halten; komme, was kommen mag, wir sind bereit, wir folgen, heute und in alle Zukunft!

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[1] L.Va., Nr. 44, 3.6.1939, S. 1-2. Eine Kurzfassung der Rede wurde auch in L.Vo., Nr. 64, 7.6.1939, S. 2 veröffentlicht.
[2] Vgl. LI LA RE 1868/0118.