Handschriftliches Originalschreiben (Fragment) des Alois Rheinberger, Nauvoo (Illinois), an Emma Rheinberger [1]
o.D. (wohl Sommer 1907)), o.O. (Nauvoo (Illinois))
[…] [2]
Stadt durch die Staaten [3]: Washington, Oregon
und Idahoe. für ein Haus in Chicago.
Diese Woche erwarte ich sie zum Besuch. auch
den Franz [Rheinberger] von [4] New-Jork, der sie einmal
sechen möchte. Sie komt 2500 Meilen von Nordwest
er soweit von Osten her. Es mag wohl unser
letztes begegnen sein.
Am 21t Juny sprach ich noch mit meiner
Tochter Theres, der Frau Moffit [Theresa Moffitt [-Rheinberger]], nach der Messe.
In dieser Nacht erkrankte sie plötzlich, verlor
das Bewusstsein, das nicht wieder kehrte und
verschied am 28t Nachmittag um ½ Ein Uhr.
48 Jahre und 13 Tage. Es war ihr 2te
Schlag-Anfall, den ersten hatte sie vor 3 Jahren.
Am 30t begruben wir sie. Meine Anna
und ihr Mann waren auf Besuch in St. Paul
Minnesota und kamen am 27t um Mitternacht
auf dem Rückweg bei mir an, um Morgens
früh zu ihrer sterbenden Schwester zu eilen.
Sie hinterliess [5] 1 Sohn, und 6 Mädchen, zum
Theil erwachsen. Es ist diess eine fromme
Famielie. Der Mann geht das ganze Jahr jeden
Sontag und Festtag zur heil. Communion, oft von [6]
oft von der ganzen Famielie begleitet.
Sie war eine so stille, immer beschäftigte,
alles Ungemach mit Ergebung tragende
Frau. Es thut schon weh. Ich hätte mir ihr
gehen mögen, den sie war gut. Gott sei Lob und
Dank, für seine Hilfe im Leben, und für das selige
Scheiden. Alle waren gut vorbereitet.
Der Frau dess Johann und Kindern habe
ich Ihren herzlichen Gruss und Theilnahme ge-
meldet und empfangen Sie aufrichtigen Dank
dafür. Der Herold geht auf seinem Fuss, aber
es ist doch kein rechter Fuss. Der Joseph ist
gesund und stark, arbeitet bei der Eisenbahn
Comp. und erhält bis daher $ 35. – pr Monat mit
Kost, und nächstens $ 50. – Das Mädchen
und der Kleine wachsen nett heran.
Aber kein deutsches Wort.
Wollen Sie nicht so freundlich sein, die
Zusendung der Liehtensteiner Zeitung [7]
einzustellen. Sie können diess doch nicht bis
an mein Ende thun. Ich könte ja noch 10 Jahre
leben. Ich bitte ernstlich um Einstellung. [8]
Melden Sie der Frau Postmeister [Maria Rheinberger [-Heeb]] mein
tiefes Bedauern über den Verlurst [9]
ihres Sohnes [Oscar Rheinberger]. [10]
Grüssen Sie mir Ihre lieben und
verehrten Geschwister, die Bertha [Schauer] und
Schwestern, und die Frau Rhbrger [Laura Rheinberger [-Wolfinger]] im
Löwen. Für Sie wünsche ich und bitte
den guten Gott um gänzliche und dauernde
Herstellung Ihrer Gesundheit.
A. Rheinberger
______________
[1] LI LA AFRh Ha 17/28a. Brief in Kurrentschrift. Vgl. das Schreiben der Emma Rheinberger an Alois Rheinberger vom 2.7.1907 unter LI LA AFRh Ha 18.
[2] Die ersten 4 Seiten des Briefes fehlen.
[3] Orts-, Personen- und Monatsnamen sowie Fremdwörter, für die Alois Rheinberger die lateinische Schrift verwendete, werden im Editionstext kursiv gesetzt. Auf weitere einschlägige Fussnoten wird verzichtet.
[4] Durchstreichung.
[5] Ursprüngliche Fassung: „hinterlieẞ“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[6] Seitenwechsel.
[7] Durchstreichung.
[8] Seitenwechsel.
[9] Durchstreichung.
[10] Dieser verstarb am 25.6.1907.