J. G. Rheinberger schreibt, dass ein Prüfungskonzert ausfällt und der Vater, der den Sohn in München abholen will, dieses deshalb nicht besuchen kann.


Brief J.G. Rheinberger an die Eltern [1]


München 28.7.52
Theuerste Eltern!

Kaum hatte ich Euren werthen Brief erhalten, so beeilte ich mich, mich zu erkundigen, wann die Prüffungen u. wann das Prüffungsconcert seien. –
Aber erst gestern erfuhr ich, dass meine Prüffung Samstags den 7ten nächsten Monats sein werde, u. dass gar kein Prüffungsconcert stattfände, weil Hr. Direktor vor kurzer Zeit abgereist ist, woraus folgt, dass ein Professor die Prüffungen leiten wird. Über alles dieses bin ich nun sehr ärgerlich geworden, theils weil Ihr Euch gewiss schon darauf gefreut habt u. weil wir das Concert für 3 Klaviere von Bach schon eingeübt hatten. Auch sind die Professoren in letzter Zeit fleissiger geworden als früher. –
Heute erfuhr ich auch, dass die Schulen schon Ende Septembers ihren Anfang nehmen werden u. dass auch ein Concert im November stattfinden werde - so viel ist gewiss, dass man im Conservatorium nichts sichers sein wird. –
Hier gibt es übrigens nichts Neues. Wie geht es der Mutter in Tyrol? Was machen alle lieben Geschwister?
Ich hoffe Euch recht bald zu sehen, wo Euch dann mehr sagen wird
Euer dankbarster Sohn
Jos. Rheinberger.

(Ich hoffe von Euch noch ein Schreiben, wo Ihr mir die Zeit Eurer Ankunft genau berichten solltet.)
Viele Grüsse von Perstenfeld.

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[1] Rentmeister J. P. Rheinberger wollte seinen für die Ferien in München abholen und ein  Prüfungskonzert im Konservatorium, bei dem Josef mitwirken sollte, anhören. Zum Ärger von J. G. Rheinberger fiel das  Konzert aus.