Josef G. Rheinberger erzählt von der baldigen Aufführung seiner Sinfonie und den Kirchendiensten in zwei Kirchen.


Brief Josef G. Rheinberger an seine Eltern
30.Juli 1855, München


Theuerste Eltern!
Obschon ich schon lange keine Nachrichten von Vaduz hatte, so hoffe ich doch, dass Sie sich immer wohl und gesund befinden, wie es bei mir der Fall ist. -
Hr. Maier wird wegen meines Hierbleibens geschrieben haben!? Die Aufführung meiner Symphonie musste auf heute (30ten) über 8 Tage verschoben werden; sie wird schon gefallen, dafür stehe ich. -
Zwei Sonaten (eine für Clavier, die andere für Violine. und Clavier) schickte ich vor Tagen nach Leipzig zum Drukken, ich erhielt natürlich bis jetzt noch nicht Nachricht. Vielleicht bekomme ich auch Honorar; für jetzt natürlich darf ich noch keine Ansprüche machen. -
Prof. Maier geht auf 4 Wochen aufs Land, Prof. Schafhäutl wahrscheinlich auch. Gestern war ich wieder mit ihm in Starnberg. Gegenwärtig versehe ich die Kirchendienste in 2 Kirchen (St. Michael und Basilika), wo die Hr. Organisten nicht viel können und faul sind, da wissen sie mich schon zu finden.
An meiner Oper kann ich a présant nur wenig arbeiten, weil ich jetzt zu viel zu thun habe. -

War die Sängerin Wernike-Bridgeman, welche hier Konzert gab, nicht die Schwiegertochter des Bischofs Bridgeman in Feldkirch? -
Sie hat nicht besonders gefallen.
Hr. Nagiller sehe ich öfters. - Er erkundigt sich sehr um Hr. Schmutzer in Feldkirch. Jetzt hätte ich wieder eine Hose und ein Gilet nötig. -
Nach der Aufführung meiner Symphonia werde ich sogleich schreiben, dem Toni, dem Matscherle und dem Lisi. Was macht Peter, David und Josepha? Und vor allen die liebe Mutter? Einer baldigen Nachricht entgegensehend verbleibe ich, Theuerster Vater! Ihr dankbarster Sohn
Jos. Rheinberger.
München, 30.7.55

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