E.W.Fritzsch schreibt an Josef Rheinberger bezüglich der Verlagsnahme der "Sieben Raben" und der Verbreitung der Partitur


E.W.Fritzsch an Josef Rheinberger:


Lieber Herr Professor!

Damit ich nun endlich Nachricht bez. Ihrer 7 Raben erhalte, will ich Ihnen lieber heute noch gleich schreiben, was ich hinsichtlich der Verlagsnahme denke. Am liebsten, wie schon gesagt, wäre es mir natürlich gewesen, das Werk an Ort und Stelle zu hören und alles Andere mündlich mit Ihnen verhandeln zu können, da aus einem Clavierauszug die Bühnenwirkung nicht zu ersehen ist. Dass die Oper aber gerade Repertoirestück von Bühnen werden wird, glaube ich nicht, da sie dazu nicht schlecht genug ist, eine Bedingung, die man in Hinblick auf viele Opern der neuern Zeit ( ich will nur an Flotow erinnern) nicht übersehen darf und Sie selbst hoffen das wohl auch nicht so bestimmt zu erleben. Auf diese Wahrscheinlichkeit hin erlaube ich mir denn, um endlich auf Ihre Vorschläge zu kommen, die von Ihnen in Aussicht genommene Honorarbedingung bez. der Clavierauszüge Ihnen nochmals als neuer Erwägung werth anheim zu stellen. Ich will damit ein Honorar natürlich nicht ganz verweigert wissen, doch liesse sich dasselbe in vielleicht 10 einzelnen, nach ansprechenden ersten Aufführungen in verschiedenen Städten fällig werdenden Raten denken, deren Höhe natürlich bestimmt werden müsste. Dass ein Opernclavierauszug ohne Aufführung des Originals kein nur halbwegs gangbares Verlagsobject ist, werden Sie selbst zugestehen müssen, u. dazu bitte ich Sie dann noch zu bedenken, dass mir in solchem Falle immer noch ein grosses Risico (circa 300 Thlr Herstellungskosten) bleibt.

Hinsichtlich der Partitur glaube ich, dass es vor der Hand das Einfachste sein würde, dieselbe in einigen Exemplaren abschreiben zu lassen, um zum beginnenden Winter die Oper den Bühnen gleich vorlegen zu können. Ein solches Verfahren ist wenigstens bei den neuesten Opern von Langert, Rubinstein (2 St.), Schliebener, Schmidt (2St.), Stiehl, Taubert und Wurst eingehalten worden, und nur zu Reineckes "Manfred", Holstein's "Haideschacht", Bruch's "Loreley" existiren Partituren. Auf wessen Risico dieselben hergegestellt worden sind, können Sie leicht von Hrn. v. Holstein vielleicht erfahren; ich glaube aber kaum, auf das der Verlagshandlung. Schliesslich wäre dasselbe ja aber nicht einmal so gross, wenn man nur für das Aufführungsrecht bei Erstlingsopern Etwas fordern dürfte. Das ist ja aber nicht mit Erfolg zu thun, im Gegentheil möchten die meisten Bühnendirectionen noch etwas Garantie für die Einnahme haben. -

Sie haben mir geschrieben, dass Mannheim die Oper aufführen wolle, was haben aber die andern Bühnen im Sinn? Es ist natürlich zu schade, dass in München eine zweite Aufführung verhindert wurde.

Da ich glaube, Sie von der Billigkeit meiner Vorschläge überzeugt zu haben, so sehe ich neben einer Antwort auf dieselben zugleich einer genauen Angabe der Anfangs- und Schlusstakte der Nummern des Werkes entgegen, welche sich zum Einzeldruck eignen. Eben so gern hätte ich ja die Partitur und die Stimmen zu der Ouverture, welche ich wenigstens gern einmal hören möchte, in Händen.

Mit freundl. Gruss

Ihr E.W. Fritzsch

d 26/6. 69

 

______________