Ignaz Math schreibt einen Dankesbrief an Josef Rheinberger bezüglich der guten Ausbildung seines Sohnes


Ignaz Math, St. Johann in Tirol, 16. November 1878

 

Hochzuverehrender Herr Rheinberger!

Der Zweck meines Schreibens ist wohl zunächst der, Ihnen und Ihrer edlen Frau meinen herzlichsten Dank darzubringen für Ihre wahrhaft grossmüthige Liebe, die Sie meinem Sohne Ignaz Mathe bis dato erwiesen haben. Möge Ihnen der Lenker unserer Schicksale alles in reichlichstem Masse vergelten, was Sie bis dato an meinem Sohne gethan haben; es ist für mich wirklich der grösste Trost, sehen zu können, dass man in München, in dieser auserlesenen Musikschule ganz uneigennützig handelt, und ich möchte fast sagen, mit Ausländern völlig noch solider verfährt; denn mein Sohn kann Sie, Ihre liebe Frau, die ganze Lehranstalt, und schliesslich München nicht genug loben, und würde wohl um keinen Preis, ungeachtet seiner gegenwärtigen kargen Stellung, zu bewegen sein, auszutreten.

Da ich Sie aber von vielen Seiten sowohl als Künstler, äusserst human und liebevoll bezeichnen hörte, so glaube ich keine Fehlbitte zu thun, wenn ich Sie recht inständig ersuche, meinem Sohne, wenn es möglich wäre, Gelegenheit verschaffen zu wollen, sich auf einer Orgel üben zu können.

Sie werden mir vergeben, wenn ich Ihnen nun sage, dass ein Tiroler Lehrer sehr schlecht dotiert ist, daher seine Zuflucht nur zu Gönnern nehmen muss; es ist mir wirklich unmöglich, Ausgaben machen zu müssen, da ich noch 4 Kinder zu versorgen habe. Wenn es mir möglich ist, hoffe ich, Sie im kommenden Sommer besuchen zu können; besonders werde ich mir angelegen sein lassen, eine oder die andere Komposition von Ihnen, vom 1. Künstler Deutschlands, zu erhalten.

Schliesslich erlaube ich mir, Ihnen und Ihrer lieben Frau meinen herzlichsten Gruss zu entbieten, und zeichne auch in ausgezeichneter Hochachtung

Euer Wohlgeboren ganz ergebener

Ignaz Math

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