Wilhelm Rust bedankt sich für die Widmung eines Musikstückes von Josef Rheinberger


Leipzig, 28. September 1883

 

Leipzig, am 28.9.1883.

Hochgeehrter Herr!

Vielen Dank für die grosse Freude, die Sie mir durch die Widmung Ihres op. 134 [1] bereitet haben. Ich empfing es heute Mittag und ist gegenwärtig beim Buchbinder. So habe ich die schöne Gabe nur flüchtig durchsehen können, zweifle aber nicht, dass sich Ihr neues Werk mit Ihren bisherigen trefflichen Compositionen auf gleicher Höhe hält. Namentlich ist Ihre 8-stimmige Messe [2] eine Zierde unserer Motetten-Litteratur; doch auch die kürzeren Sachen werden viel und gern gesungen. Ein vollendete Leistung brachten die Thomaner ganz vor Kurzem, am 20. Sept. zum Besten der Unglücklichen aus Ischia mit Ihrem „Abendgesang: Bleib bei uns“ [3]. Ich wünschte wohl, Sie hätten diesen reinen, tiefempfundenen Gesang hören können, wie er von Herzen kam und zum Herzen ging! Möchten Sie als Zeichen aufrichtiger Dankbarkeit und hoher Werthschätzung mein beifolgendes op. 39 freundlich entgegennehmen.

Hochachtungsvoll und ergebenst

Dr. Rust.

 

P.S. Wenn Sie meinen alten Freund, den Professor und Bibliothekar J. J. Maier sehen sollten, bitte ich die grosse Freundlichkeit haben zu wollen, die herzlichsten Grüsse von mir und meiner lieben Frau gütigst zu vermitteln.

D.O.

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[1] Oster-Hymnen (Victimae paschalis" und "Terra tremuait") zu zwei Chören a cap.
[2] "Cantus missae" in Es-dur, op. 109
[3] op. 69 Nr. 3