Franz Wüllner bittet Josef Rheinberger um eine Empfehlung zur vergabe des Orgellehrers am Conservatorium im Köln.


Cöln, den 20.2.1885

Verehrter Herr Kollege!

Ich suche für das hiesige Conservatorium einen möglichst tüchtigen Lehrer für die Orgel. Ich habe zunächst an Wolfrum gedacht. Aber der ist in Heidelberg so günstig gestellt, dass er schwerlich zu haben sein wird. Können Sie mir unter Ihren früheren Schülern einen recht tüchtigen Lehrer empfehlen? Könnte derselbe auch Contrapunkt und Liturgie übernehmen, so könnte ich ihn auf ca. 2000 Mark und drüber stellen. Vielleicht können Sie mir recht bald ein Wort sagen?

In Berlin habe ich am 30. Januar die Ouvertüre zur „bezähmten Widerspänstigen" [1] mit sehr gutem Erfolg zur Aufführung gebracht. Dieselbe ist seitdem ein Repertoirestück des philharmonischen Orchesters geworden.

Grüssen Sie vielmals Ihre Frau Gemahlin und seien Sie selbst aufs herzlichste gegrüsst von Ihrem treulichst ergebenen

Franz Wüllner.

 

 

Cöln, den 20.2.1885

Meine Frau lässt bestens grüssen.

 

 

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[1] Ouvertüre zur "bezähmten Widerspänstigen" = Ouverture zu Shakespeares "Zähmung der Widerspenstigen" für grosses Orchester, op. 18, komponiert 1866 (1. Fassung), 1868 (2. Fassung) und 1872 (endgültige Fassung).