Josef Rheinberger schreibt seinen Bruder über den Gesundheitszustand von Franziska, seiner Schwiegermutter und ihm.


Bad Kreuth 11.8.87

Mein lieber Bruder!

Deinen Brief von Masescha[1] habe ich gestern erhalten und ersehe mit Vergnügen daraus, dass ihr Alle wohl und munter seid. Das Befinden meiner Frau bessert sich nur sehr langsam - sie war eben schwer krank und kann gegenwärtig erst wenige Stunden ausser Bett zubringen. Die Schwiegermama, welche ärztlich aufgegeben war, erholt sich glücklicherweise verhältnissmässig rasch, wenn man ihr hohes Alter bedenkt. Mit meiner eigenen Gesundheit bin ich auch nicht zufrieden: meine Nerwösität ist zeitweise sehr hochgradig und merke ich, trotzdem ich seit 16. Juli hier bin, keine entscheidende Besserung; auch die Kurzathmigkeit bleibt sich gleich.

Alles in Allem wird mir der heurige Sommer trotz seines herrlichen Wetters in trüber Erinnerung bleiben. Seit 14 Tagen ist die Kaiserin Elisabeth hier; auch Kaiser Franz Josef kam auf 3tägigen Besuch; trotzdem ist das Leben hier sehr still. [...]

Ist heuer etwas Fremdenverkehr in Vaduz? Im bayr. Hochland ist alles überfüllt; die Königsschlösser sind der Hauptanziehungspunkt. Ich denke so bis 20 – 25 des Monats hier zu bleiben - was dann, weiss ich noch nicht und hängt von Fanny's Befinden ab.

Nun lebe wohl lieber Bruder und schreibe wieder gelegentlich Deinem Bruder

Josef Rheinberger.

Bad Kreuth 11.8.87

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[1] Masescha = kleiner Weiler oberhalb von Triesenberg (Liechtenstein), 1240 m ü.M.