Josef Renner bedankt sich für die Übersendung des neuerschienenen Orgelkonzertes in g-moll (op. 177)


Regensburg, den 4.12.94

Hochverehrter Herr Professor!

Herzlichsten Dank für die so schnelle Erfüllung meines innigsten Wunsches! Ich bin ganz begeistert von den Schönheiten dieses neuen Meisterwerkes, das aufs neue offenbart, wie unerschöpflich Ihre Erfindung, in jedem neuen Werke wieder Neues bringend, hervorquillt. Man vergleiche nur beide Konzerte. Kein Takt im 2., der ähnlich schon im 1. sich finden würde! Wenn der Vergleich mit Stümpern nicht nahezu beleidigend wäre, könnte man sagen: Ebenso verhält sich's mit den Machwerken der Cäcilianer - nur umgekehrt, wer das erste „Werk“ kennt, kennt alle übrigen. -

Herr Domkapellmeister Stehle hat im „Chorwächter“ einen trefflichen Artikel gegen die Nachahmerei der Alten geschrieben, der vernichtend ist für die Anhänger dieser antiquirten Schreibweise und den ich Ihnen, wenn ich noch ein Exemplar erhalte, zuschicken werde.

Noch eine Bitte!

Lassen Sie sich, verehrter Herr Professor, durch Ihren Rücktritt als Hofkapellmeister nicht abhalten, uns auch in Zukunft hie und da mit einem kirchlichen Werke zu erfreuen. Dass ich jeden etwaigen Angriff auch fernerhin in energischer Weise bekämpfen werde, wie ich schon seit Jahren getan habe, dafür bürge Ihnen meine unbegrenzte Verehrung und Liebe!

Nochmals bestens dankend für die Übersendung Ihres

herrlichen Werkes

bin ich Ihr dankbarer Schüler
Josef Renner jun.

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