Rheinberger tröstet seine Nichte Olga wegen der Krankheitsfälle in der Familie


Bad Kreuth 23.8.99.

Meine liebe Olga!

Du unterschreibst Deinen traurigen Brief mit „verlassenen Nichten“ - das seid Ihr gewiss nicht, wenn auch der Herrgott Euch ungewöhnlich heimsuchte. Das Schwerste ist nun wohl doch überstanden und der tapfere Olgus wird den Kopf obenbehalten. - Sabine[1] musste vor 12 Tagen in's Krankenhaus; sie sollte erst eine Darmoperation durchmachen, die aber wieder verschoben ist. Sie thut mir sehr leid und wäre für mich ein grosser Verlust; hoffentlich erholt sie sich wieder.

In 8 Tagen gehe ich heim und werde bis dahin mit Heinrich[2] mich behelfen, und Dich nicht benöthigen. -

An Schwester Maxentia[3] sandte ich heute 200 M.; ich schreibe Dir dies nur, weil Du auch von dort volle Kenntniss haben musst. Grüsse auch die tapfere Emma und seid getrost: es wird jetzt besser werden. Ihr seid nicht verlassen!

Wie immer Dein Onkel
„Geheimrath“.

 

 

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[1] Sabine = Rheinbergers Hausangestellte
[2]Heinrich = Rheinbergers Hausangestellter
[3]Schwester Maxentia = Rheinbergers Schwe- ster Johanna (Hanni) (1832-1917) war 1851 in das Kloster der Barmherzigen Schwestern in Zams (Tirol) eingetreten. Zwei Jahre später legte sie ihre Profess ab. Von 1890 bis 1902 wirkte sie als Generalvikarin, von 1906 bis 1915 als Generaloberin ihres Ordens.