Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein über den Kauf von gebrauchten Holzfässern, die er für die Einlagerung des Weins benötigen werden.


Durchleuchtigester fürst.

Gnädigester fürst und herr, herr, etc., etc.[1] 

Vorgesteren hat sich ein parthii von 15 biß 20, mit eysenen reuffen gebundtn, und noch nit vor 16 jahren sambt und sonders newgemachter faßen herfürgethan. Dise habe sogleich besichtiget und in dem hallt von ohngefahr 50 bis 54 fueder[2] befunden. Obwohlen zwar ewr hochfürstlich durchlaucht zue denen bereiths an mich gebrachten dermahlen so vill nit von nöthen haben, so seindt doch guete fass, wegen seltenheit deß aichenen holzes nit gemein, und ist auch auf die vaduzische ein geringe, oder gahr kein reflection[3] zue machen, bevor deren wenig brauchbar sein und zue hauffen geschlagen werden müessen. Ahn allten 30, 40 biß 50 jährigen in höltzenen raiffen ligendten fässeren wirdt hinc inde[4] daß fueder pro 2 fl.[5] 50 x.[6], 3 fl., 3 ½ fl., auch 4 fl. und 4 fl. 10 x. verkhaufft. Die newe aber seindt unter 5 biß 5 ½ und 6 fl. nit zue haben. Disem zuenegst costet alle 3, 4 und 5 jahr daß fueder in raiffen und band zue erhallten wenigst 2 ½ bis 3 fl. und stehet in effectu[7] ein neues fass und dessen underhallt in 20 jahren 18 fl. ohne, das des uncostens / […] kein end were. Auß disen rationibus[8] bin ich bewogen worden, auf ewr hochfürstlich durchlaucht gnädigste genemhalltung die fass, deren sonsten das fueder in eyßen zue binden ohne küefers verdinst auf 12 fl. kommet, anzuefaylen und auf iedes fueder 9 fl. 10 x. zue schlagen. Der proprietarii[9] aber wollte solliche in instanti[10] nit anderster, als pro 10 fl. 40 x. hinlaßen, nit zweyflendte, sollche pro 10 fl. noch beyzuebringen sein werden. Wan ich den underhallt deren mit holz gebundenen fässeren gegen den eisenen perpetuität vel quasi[11] und zuemahlen der besseren gewehrschafft considerire[12], so mueß ich zue sollichem kauff umb so mehrer threw gehorsamst einrathen, als sollicher nit alle tag anzuetreffen ist, die bezahlung zue Wien[13] accept[14], die provision biß hieher ersparet, mithin wan alle stückh beygekhaufft werden, solliche von denen bürgern niemand anfallen wirdet. Die erforderliche gnädigste resolution[15] ist ultra festum S. Mathaei[16] unverschieblich, von darumben eine solliche bis dahin geben zue können, mir diße underthänigst außbette. Jüngst gemelter Mesmerischer[17] mandatarius[18], herr Johann Jacob Hutsch[19], ohnangesehen er ein feldtkirchisches / rathsmitglid, ist gantz officios[20], und bearbeithet sich eufferig umb beyringung deß jüngst underthänigst memorierten[21] Schmelzhoffs[22]. Diser bittet gehorsamst ewr hochfürstlich durchlaucht mechten so gnädigst sein, und durch jemanden der ihrigen bey den niederösterreichischen referendario herrn von Buel[23] sein herren Hutschens angelegenheit wegen Mamingen[24] und seiner daßselbsten habendten blaichen höchstvermöglich recommendieren[25] lassen, deß gehorsamsten erbüethens, diße höchste gnad in andere weeg widerumb zue remeritieren[26]. Dißes, sein desidorium[27], secundiere[28] ich, gehorsamest in tiefester submission[29] verpleibendte.

Ewr hochfürstlich durchlaucht.

Feldtkürch, den 24. Augusti 1699.

Underthanigst, threw, gehorsamster diener.

Johann Franz Paur[30], manu propria[31]. /

[Rubrum]

Præsentatum[32], den 6. Septembris 1699.

Schellenbergischer verwalter in puncto[33] der zu verkauffen stehenden väßer in eysernen bandt.

 


______________

[1] Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[2]Ein „Fuder“ ist ein altes Hohlmaß und entsprach je nach Region zwischen 800 und 1800 Litern.

[3]Gedanken; zu denken.

[4]hierher darauf.

[5]fl. = Gulden (Florin).

[6]x. = Kreuzer.

[7]tatsächlich.

[8]Überlegungen.

[9]Eigentümer.

[10]sofort.

[11]perpetuität vel quasi“: Dauer (Haltbarkeit) oder sozusagen.

[12]überlege.

[13]Wien (A).

[14]anerkannt.

[15]Beschluss.

[16]ultra festum S. Mathaei“: spätestens bis zum Fest des Heiligen Matthäus (= 21. September).

[17]Mesmer. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Personennamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 4, Vaduz 2008, S. 84.

[18]Bevollmächtigter.

[19]Jakob Hutsch (1645 bis 1726) war Ratsherr in Feldkirch und Kaufmann. 1698 erhielt er das Adelsprädikat “von Adlersburg”. Vgl. Vorarlberger Landesarchiv, Meiningen, Gemeindearchiv 1, Schachtel 4 und Urkunde 6709, Feldkirch 1723 März 19.

[20]pflichteifrig.

[21]erwähnten.

[22]Schmelzhof, Mauren. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 3, Vaduz 1999, S. 493.

[23] Die von Buol sind ein Adelsgeschlecht aus Graubünden, das sich in Deutschland uns Österreich weit verbreitete. Vgl. Otto Clavuot, Buol, in: Historische Lexikon der SchweizBand II, Von Basel (Kanton) bis Bümpliz, Basel 2003, 854 Seiten.

[24]Mögl. Memmingen ist eine kreisfreie Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben.

[25]empfehlen.

[26]erwidern.

[27]Wunsch.

[28]führe ich aus.

[29]Ergebenheit.

[30]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.

[31]eigenhändig.

[32]Vorgelegt.

[33]wegen.