Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein schreibt an seinen Amtmann Johann Franz Paur [Bauer], dass er das Handelshaus „Rad und Hößlin“ mit der Überweisung des Kaufbetrags für die Brandstatt des kaiserlichen Hubhauses in Feldkirch beauftragt hat.


An schellenbergischen verwalter.[1] 

Wir haben mit heitiger post nacher Augspurg[2] an die kayserliche cammerjubellire herrn Christoph Rod und herrn Bartholomeo Heßlin[3] die ordre ergehen laßen, dass sie entweeder durch die stattbothen oder wie sie es am thunlichsten befinden, die 1450 fl.[4] und paar 1150 fl. für die Hubhauß[5] brandtstatt und 300 fl. für das darzu erkauffte hoffstättl über Lindau[6], etc., übermachen und an euch gegen quittung außzahlen laßen. So euch zue nachricht und dem sich bey ihnen jubelliren deßwegen zu intimieren[7] erinnern wollen, die kauffbrieff und quittungen nebst der von der Oberösterreichischen Hoffcammer ratification[8] sowohl hierfahls alß auch die vorherige kauffinstrumenta über den Rennischen[9] hoff und anders können, so dan ihnen jubellieren extradiert[10] darvon aber copias authenticas beym amt oben behalten werden, welche a--selbte an uns anhero zu remittieren[11] haben. Den fürsten zu Kempten[12] haben wir auf sein letsteres schreiben geantworthet, und zwar wie die beyliegende copia außzeiget.--[a]

Schloss Feltsperg[13], den 22. Septembris 1700.

Nowak[14], manu propria[15]. /

[Rubrum]

An schellenbergischen verwaltern, daß an die kayserliche cammerjubilierer Christoph Röth und Bartholomeus Häßlin ordre ergangen, die 1450 fl. außzuzahlen.

Den 22. Septembris 1700.

 


  

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[1]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. 

[2]Augsburg (D).

[3]Das Handelshaus „Rad und Hößlin“ wurde von dem Goldschmied Bartholomäus Balthasar Hößlin (1659–1704) und seinem Schwiegervater Christoph Rad (1628–1710) 1690 in Augsburg gegründet und belieferte die europäischen Fürstenhöfe mit Silber- und Goldschmiedearbeiten und wurde Kammer- und Hofjuwelier des Wiener Kaiserhofes. Ebenso war es im Bankgeschäft und Fernhandel tätig. Vgl. Sylvia Rathke-Köhl, Geschichte des Augsburger Goldschmiedegewerbes vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Schwäbische Geschichtsquellen und Forschungen Band 6, 1964. 

[4]fl. = Gulden (Florin).

[5]Das Palais Liechtenstein befindet sich in der Schlossergasse 8 in Feldkirch. Vorher stand an dieser Stelle das kaiserliche oberösterreichische Hubhaus. Nachdem dieses bei einem Stadtbrand 1697 abbrannte, kaufte Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein diese Brandstätte zusammen mit der angrenzenden kleinen Anna’schen Brandstatt und ließ auf beiden Brandstätten ein Amtshaus errichten, welches von den liechtensteinischen Landvögten im 18. Jahrhundert verwendet wurde. 1774 wurde das Gebäude verkauft. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek. Vgl. Arthur Hager, Das ehemals fürstlich liechtensteinische Haus in Feldkirch. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 63, Vaduz 1964, S. 141–153; hier: S. 143–144; Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, Feldkirch, Profanbauten, Schlossergasse 8, Ehemaliges Palais Liechtenstein. Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. bearb. in der Abteilung für Denkmalforschung, früher: Institut für österreichische Kunstforschung. Bearb. von Gert Ammann, Martin Bitschnau, Paul Rachbauer, Helmut Swozilek mit Beiträgen von Géza Hajós, Horst R. Huber, Herlinde Menardi, Elmar Vonbank. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, S. 207.

[6]Lindau (D).

[7]amtlich zufertigen.

[8]Genehmigung

[9]Rennhof, Mauren. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 3, Vaduz 1999, S. 474.

[10]ausgefolgert.

[11]zurückzusenden.

[12]Rupert von Bodman (1646–1728) war von 1678 bis 1728 Fürstabt von Kempten und ab 1681 kaiserlicher Verwalter von Vaduz und Schellenberg. Vgl. Otto Seger, Rupert von Bodman, Fürstabt von Kempten, in seinem Wirken für unser Land. In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1978; Paul Vogt, Der 18. Januar 1699 – Wendepunkt in unserer Geschichte? In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1999.

[13] Feldsberg (Valtice), Schloss, Stadt (CZ).

[14]Unbekannter Kanzlist in Vertretung für Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[15]eigenhändig.

 


[a]--a Nachtrag am linken Rand.