Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein, dass sich die Stadt Feldkirch beim Kaiser über den Hubhauskauf beschwert hat.


Durchleuchtigester fürst.

Gnädigester fürst und herr, herr, etc., etc.[1]

Mit disem wenigen beschein ich alleinig den obzwar yblichen eingang deß gnädigsten befelchß vom 14. elabentis[2] gehorsamest und underlasse nit, meine obzwar geringe, iedoch gethrew schuldgehorsameste reflectiones[3] yber ein oder anderes zue machen, und mit hilff der zeith, wo nit freytags, doch gnade Gott bis heit 8 tag underthänigest einzuschikchen, wan ich anderst durch zuvor nothwendige tumultuariam et subdole impetrandam inspectionem urbarii vaduzensis[4] nicht verhinderet werde. Indessen angustieret[5] mich der abmangel wissens, ob sich die versendte original Huebhauß[6] kauffsacta præsentiert[7] haben, oder nit? Gesteren lasse mich auß Ynsprugg[8] von sicherer hand berichten, daß undter dem 4. Decembris wegen ersagter brandstatt ein guetachten nacher hoff[9] abgegeben worden, also vermuethlich die herren der statt sich sogahr zue Wien[10] müeßen graviert[11] haben. Man / versicheret mich aber, quod ubique in vanum[12]. Ich solicitiere[13] bey heitiger ordinari[14] die abschrifften, welliche bey deren einlangung sogleich gehorsamest communiciere[15], und mit gehorsamster meiner empfehlung verpleibe.

Ewr hochfürstlich durchlaucht.

Feldtkhirch[16], den 27. Decembris 1700.

Underthänigester, threw gehorsamster diener.

Johann Franz Paur[17], manu propria[18]. /

[Rubrum]

Præstentatum, den 7. Januarii 1701.

Paur, schellenbergischer verwalter.

 


 

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[1] Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[2]vergangenen [14. Dezember].

[3]Überlegungen.

[4]tumultuariam et subdole impetrandam inspectionem urbarii vaduzensis“: Aufruhre und hinterlistig durchgesetzte Inspektion des Vaduzer Urbars.

[5]beschränkt.

[6]In der Schlossergasse 8 in Feldkirch befindet sich das Palais Liechtenstein. Vorher stand an dieser Stelle das kaiserliche oberösterreichische Hubhaus. Nachdem dieses bei einem Stadtbrand 1697 abbrannte, kaufte Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein diese Brandstätte zusammen mit der angrenzenden kleinen Anna’schen Brandstatt und ließ auf beiden Brandstätten ein Amtshaus errichten, welches von den liechtensteinischen Landvögten im 18. Jahrhundert verwendet wurde. 1774 wurde das Gebäude verkauft. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek. Vgl. Arthur Hager, Das ehemals fürstlich liechtensteinische Haus in Feldkirch. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 63, Vaduz 1964, S. 141–153; hier: S. 143–144; Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, Feldkirch, Profanbauten, Schlossergasse 8, Ehemaliges Palais Liechtenstein. Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. bearb. in der Abteilung für Denkmalforschung, früher: Institut für österreichische Kunstforschung. Bearb. von Gert Ammann, Martin Bitschnau, Paul Rachbauer, Helmut Swozilek mit Beiträgen von Géza Hajós, Horst R. Huber, Herlinde Menardi, Elmar Vonbank. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, S. 207.

[7]vorgelegt.

[8]Innsbruck (A).

[9]Kaiserhof in Wien.

[10]Wien (A).

[11]beschwert.

[12]quod ubique in vanum“: was überall in Eitelkeit (Einbildung).

[13]erbitte.

[14]Anordnung.

[15]mitteile.

[16]Feldkirch (A).

[17]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.

[18]eigenhändig.