Karolina Lampert [-Schädler] an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] über den Verdienst des Sohnes Julius Lampert, die ersehnte Zusendung von Fotografien aus Triesenberg, die Preise für Weizen, Mais, Kartoffeln, Rindfleisch, Schweinefleisch und Kaffee in Freeport (Illinois) sowie das Befinden der Verwandten in Liechtenstein


Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Freeport (Illinois), an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler], Triesenberg [1]  

10.12.1883, Freeport (Illinois)

Theure Schwester!

Ich habe Dein Brief vom 12 Okt.
mit grosser [2] Freude erhalten, da ich
auch gesehen habe, das ihr gesund u.
wohl befindet. Wier sind Gott sei
Dank auch alle gesund u. wohl u. es geht
uns recht gut, der Julius [Lampert] verdient jezt
4 Thaler die Woche u. die Therese [Theresia Lampert]
hilft mir zu Hause arbeiten. Es würde
uns alle recht freuen wen wier euere
Bilder erhalten würden, den wier
warteten schon lange mit Sehnsucht
darauf. Ich will der Kresenz [Kreszenz Sele] wieder
Hefte schicken wenn sie so grosse Freude
daran hat, wie sie auf einander folgen
wegen der Geschichte. Wier haben
hier ein gutes Jahr gehabt die Arbeits-
löhne waren
diesen Sommer [3]
hoch u. die Lebensmittel sind alle gut
gerathen der Weizen kostet 85 Sent
das Viertel, der Türken 45 Sent, das
Fleisch, Rindfleisch das Hundert 7 Thaler,
Schweinefleisch 6 ½, die Kartoffel 40 bis
50 Sent das Virtel, der Kaffe 14 Sent
das lb. [Pfund]. Wier haben jezt schon strengen
Winter, desshalb ist es jezt auch mit der
Arbeit schlecht was ausserhalb ist.
Was macht der Jos. Gassner ist er noch
Heim ich wünschte auch wieder ein
schreiben vom Lehrer. Nächsten
Sommer ist es mir noch nicht möchlich
nach meiner alten Heimath zu gehen
aber ein Jahr später wen alles gesund
bleibt. Liebe Schwester was machen
den meine anderen Geschwisterte
[4] u. wie geht es Ihnen ich möchte
auch einmal ein Schreiben von ihnen. [5]

Grüsse mir der Hern Pfarrer [6] und seine
Schwester, der Lehrer Gassner u. seine
Famile, der Gotti u. seine Kinder
u. alle meine Vetter u. Basen besonders
meine Geschwisterte besonders grüssen
ich u. meine Kinder Dich u. Dein
Kind u. ich verbleibe Deine Dich
liebende Schwester

Karolina Lampert

grüsse mir den Vetter
Joseph Sele [Josef Sele] sein Sohn Alois [Sele]
seine Frau [Katharina Sele [-Lampert]] u. Kind [Edmund Sele]

Der Willi schafft nächst bei
Freeport bei einem Farmer

Ich wünsche euch allen ein Glückseliges
neues Jahr

______________

[1] LI LA PA 188/031. Brief in Kurrentschrift.
[2] Ursprüngliche Fassung: „groẞer“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[3] Seitenwechsel.
[4] Durchstreichung.
[5] Seitenwechsel.
[6] Johann Baptist Büchel der Ältere war bis April 1883 Pfarrer in Triesenberg. Nach einem kurzen Intermezzo unter dem Melser Kapuzinerpater Gebhard folgte im September 1883 Gustav Alfons Burgmayer als Pfarrer. Vgl. Franz Näscher, Beiträge zur Kirchengeschichte Liechtensteins, Bd. 1., S. 61 und Bd. 2, S. 125-126.