Die Witwe Maria Frick bittet Fürst Johann II. um Unterstützung, da ihr Sohn sich freiwillig zur österreichischen Armee gemeldet hat


Handschriftliches Schreiben von Maria Frick an Fürst Johann II. [1]

12.11.1914, Schaan

An S. Excellenz Fürst von Liechtenstein!

Euer Hochwohlgeboren!

Gestatten Euere fürstliche Hoheit einer armen Landesangehörigen eine Anfrage, bezw. eine Bitte. Mein Sohn Alois, geb. 29. August 1889 in Alpnacht (Obwalden), Bürger von Schaan, ist mit dem 6. August d. J. als Kriegsfreiwilliger in die k.k. österreichische Armee eingetreten und hat schon verschiedene schwere Gefechte bestanden, wurde verwundet und ist nach seiner Genesung bereits wieder an die Front nach Galizien abgereist.

Da ich eine arme Wittwe bin mit noch zwei schulpflichtigen Kindern, bin ich nun auf Hilfe angewiesen. Mein Sohn unterstützte mich getreulich mit seinem Lohne als Bauhandlanger. Da das Baugeschäft mit Kriegsausbruch stockte, zog er in den Krieg in der Voraussetzung, dass seine Mutter nun des Unterstützungsbeitrages der Mobilisierten teilhaftig werde. Von der k.k. Statthalterei, bezw. Bezirkshauptmannschaft Feldkirch wurde mir aber mitgeteilt, dass mein Sohn als Liechtensteiner, weil Ausländer, keinen Anspruch für seine Angehörigen machen könne.

Nun wende ich mich vertrauensvoll in meiner Not an unsern hochverehrten Landesherrn mit dem Gesuch, einer armen Wittwe, deren Sohn für das österreichische Land im Kampfe steht, helfend beizustehen und ihr Mittel und Wege anzugeben, damit auch ich zum Bezuge der Unterstützung für die Mobilisierten gelange.

Es ist mit unbegreiflich und unverständlich, dass die Söhne Liechtensteins, die ihr Leben und Gesundheit für Österreich aufopfern, von diesem Lande oder von ihrem hohen Landesherrn so verlassen werden.

Vertrauensvoll unterbreite ich mein Anliegen unserm gütigen hohen Landesherrn, in der Hoffnung, doch wenigstens einige aufklärende Worte zu erhalten. [2]

Belege und amtliche Bestättigung der angeführten Angaben werden bereitwilligst auf Wunsch sofort beigebracht.

Ihr untertänigstes Landeskind

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[1] LI LA RE 1914/3079 ad 2131. Das Schreiben langte am 14.11.1914 unter dem Aktenzeichen 17131 bei der Hofkanzlei in Wien ein und wurde von dieser am 18.11.1914 an die Domänenverwaltung Vaduz weitergeleitet. Bei der Regierung traf es 21.11.1914 ein. Handschriftlicher Rückvermerk: "Bezugsakten: Z. 1071/Reg 1916 [LI LA RE 1916/1071]; Z 1347/Reg 1917 [LI LA RE 1917/1347]."
[2] Maria Frick wurde gemäss handschriftlichem Rückvermerk von Landesverweser Leopold von Imhof vom 25.11.1914 "im kurzen Wege verständigt, dass mit Rücksicht darauf, dass Alois Frick ohne jede Verpflichtung in das österr. Heer eingetreten ist, ein Anspruch auf den Unterhaltsbeitrag ihr nicht zustehe." Maria Frick erhielt jedoch in der Folge wiederholt Unterstützungsbeiträge von der Regierung (vgl. z.B. LI LA RE 1915/0447 ad 11; LI LA RE 1915/3964 ad 335). Im Frühling 1916 – ihr Sohn war inzwischen als vermisst erklärt worden – wurden ihr zudem 40 Kronen aus dem österreichischen Kriegshilfefonds zugesprochen (LI LA RE 1916/1071), ebenso im Sommer 1917 (LI LA RE 1917/1347). Weitere Gesuche im Oktober 1916 sowie im November 1917 blieben, soweit bekannt, ohne Erfolg (LI LA RE 1916/1071; LI LA RE 1917/1347; LI LA RE 1918/1995).