Das Volksblatt ehrt den verstorbenen Schriftsteller Jakob Christoph Heer in einem Nachruf


Zeitungsartikel, nicht gez. [1]

29.8.1925

J. C. Heer und Liechtenstein.

Kürzlich ging die Nachricht vom Hinscheiden des vielgelesenen Schweizer Dichters J. C. [Jakob Christoph] Heer durch die Blätter. Es werden wohl auch die Einschränkungen, die er sich infolge des Marksturzes auferlegen musste, an seinem Lebensmarke gezehrt haben.

Uns Liechtensteinern ist J. C. Heer nicht nur der Verfasser der weltberühmten Romane, sondern er ist uns teuer wegen seiner Anhänglichkeit an Liechtenstein, wegen seines poetisch verklärten Lobliedes auf unsere Heimat. Es wäre endlich an der Zeit, dass das schöne Werk „J. C. Heer: Vorarlberg und Liechtenstein, Land und Leute" bei uns mehr bekannt und gelesen würde. Nicht nur die prächtigen Illustrationen von E. T. Compton, P. Balzer und F. Schremps, sondern auch der fein geschriebene Text bieten einen hohen geistigen Genuss. Im Rahmen eines Spazierganges schildert Heer in kurzen Zügen die landschaftlichen Schönheiten unseres Landes, würdigt dessen Geschichte, den Edelmut unseres Fürsten und die Tüchtigkeit und Fürstentreue der Liechtensteiner. Eine kleine Probe der einfachen, klaren Schreibweise Heers: „Durch das ganze Fürstentum begegnen wir dem hellen Gruss einer lebhaften intelligenten und tätigen Bevölkerung, die freundlich Antwort gibt, wenn wir uns auf das Ausforschen von Land und Leuten verlegen. An den Straßen stehen gute Landgasthöfe und Wirtshäuser, in denen man den feurigen Vaduzer Wein und frische Bachforellen, mit freundlichem Worte gewürzt, bekommt. Vaduzer Wein! Sonnenstrahl und Föhnglut wohnt darin."

Und nun hat der Dichter nicht nur dem Liechtensteiner Ländchen und dem Vaduzer, sondern der Welt Lebewohl gesagt. Wir Liechtensteiner aber wollen den, der uns in seinem Werkchen so geehrt, in stetem ehrenvollen. Andenken behalten.

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[1] L.Vo. 29.8.1925, S. 2.