Ein nicht namentlich genannter Auswanderer gibt seiner Sehnsucht nach der Heimat in einem Gedicht Ausdruck


Heimatgedicht, Verfasser unbekannt ("von einem Auswanderer") [1]

1892

An die Heimat.

Heimat du am Strande des Rheines,
Du mit der Berge mächtigen Höh'n —
Du mit dem Kranze blühenden Weines,
Heimat, dich möchte ich wiedersehen!

Was ist die Fremde, die so verheißend
Mich in ihr rauschendes Leben zog?
Was ihr Reiz, der blendend und gleißend
Mich um dich, süße Heimat, betrog?

Heimat du am Strande des Rheines,
Wie sehne ich mich nach dir zurück,
Du mein einziges, süßes, reines
Und — ach! so früh verlorenes Glück!

Was ist der Städte glänzender Schimmer —
Was ist das Meer, das staunend ich sah?
Reizen könnt ihr, doch fesseln nimmer,
Ihr ruft nur Sehnen, nur Heimweh wach.

Heimat du am Strande des Rheines,
Du mit der Berge mächtigen Höh'n —
Dich mein Liechtenstein, dich mein kleines
Vaterland möchte ich wiederseh'n!

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[1] L.Vo. 12.8.1892, S. 1. Das Gedicht wurde auch ins Lesebuch für die Liechtensteinischen Volksschulen, 2. Teil, Vaduz 1914, S. 300 aufgenommen.