Maria Katharina Brendle an Marie Balbina Gstöhl zu deren Geburtstag


Handschriftliches Originalschreiben der Katharina Brendle (Maria Katharina Gerner [-Brendle]), Eschen, an ihre Firmpatin Balbina Gstöhl (Marie Balbina Öhri [-Gstöhl]), Eschen [1]

01.01.1890, Eschen

Theure Firmpathin !

Da nun wieder ein
Jahr mit seinen Freuden
und Leiden zu Ende ist,
und ein neues seinen
Anfang genommen hat,
so fühle ich mich verpflichtet [2]
Euch Theuerste Firm-
pathin meine herzlichen
Wünsche wie es mir mein
schwacher Verstand eingiebt
heute darzubringen zum
Voraus danke ich Euch für
die im verflossenen [3] Jahre [4]
erwiesenen Wohlthaten. Möge
Euch der liebe Gott noch recht viele
Jahre in bester Gesundheit und
Zufriedenheit erhalten. Ich will
gewiss alle Tage ernstlich für
Euch beten, diess ist alles, was ich
Euch für das erhtene erhl. [5]
erhaltene Gute geben kann.
Achtet nicht auf mein sudelhaftes
Schreiben, sondern auf die
Wünsche meines Herzens. Ich
wandte allen meinem Ernst an,
bei diesem Brieflein, aber es
gelang mir nicht besser.
Wenn ich sonst fähig bin, [6]
Euch eine Gefälligkeit sei es
was für eine als es nur immer
wolle, so wird es gewiss mit
Freuden thun.

Euer,
dankbares Pathenkind
Katharina Brendle

Tulpen, Rosen, Nelken
Alle drei verwelken
Nur eine, die verwelkt nicht,
Und diese heisst Vergissmeinnicht.

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[1] LI LA PA 016/3/04/01. Mit Aufdruck: „Aufrichtigen Glückwunsch“.
[2] Seitenwechsel.
[3] Ursprüngliche Fassung: „verfloẞenen“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[4] Seitenwechsel.
[5] Offensichtliche Fehler der Schreiberin.
[6] Seitenwechsel.