Der Landtag berät über die geplante Errichtung einer Gesandtschaft in Bern


Protokoll der Konferenzsitzung des Landtags, gez. Landtagspräsident Anton Frommelt und Schriftführer Florian Kindle [1]

7.12.1944

2. Orientierung des Landtags über den Stand der Frage der Errichtung einer liechtensteinischen Gesandtschaft in Bern

Regierungschef Dr. [Josef] Hoop und Regierungschefstellvertreter Dr. [Alois] Vogt orientieren in längeren Ausführungen den Landtag über diese Frage der Errichtung einer Gesandtschaft in Bern, zu welcher die Regierung aus verschiedenen Gründen eine negative Haltung einnehmen müsse. [2]

Präsident Frommelt tritt den Vorsitz vor Beginn der Diskussion an den Vizepräsidenten Dr. O. [Otto] Schädler ab, da er durch die Stellungnahme in der Regierung in der Angelegenheit voreingenommen sei.

Nach längerer Diskussion in der Angelegenheit beantragt der Vizepräsident Dr. O. Schädler die Fassung folgenden Beschlusses: "Der Landtag nimmt Kenntnis von der Stellungnahme der Regierung in der Frage der Errichtung einer liechtensteinischen Gesandtschaft in Bern und erklärt sich mit dieser Stellungnahme identisch und wird die Angelegenheit in der nächsten Sitzung weiterbehandeln". [3]

Dieser Antrag wird in der Abstimmung einstimmig angenommen. Sodann wählt der Landtag eine Kommission, die gemeinsam mit den Mitgliedern der Regierung dem Landesfürsten [Franz Josef II.] den Standpunkt des Landtages in dieser Frage mündlich bekanntgeben soll. In diese werden gewählt: Bernh. [Bernhard] Risch, Oswald Bühler, Dr. Otto Schädler, Florian Kindle, Franz Hoop. [4]

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[1] LI LA LTP 1944/054.
[2] Zur Haltung der Regierung vgl. das Memorandum von Anfang Dezember (LI LA LTP 1944/065).
[3] Eine etwas andere Fassung des Beschlusses in LI LA RF 227/228/17. 
[4] Die Delegation des Landtags besprach sich am 11.12.1944 mit Vertretern der Regierung (LI LA LTP 1944/056; LI LA RF 227/228/018). Nachdem die Delegation erfuhr, dass der Fürst bereits "das Agreement für Seine Durchlaucht Prinz Heinrich bei Bundesrat [Marcel] Pilet Golaz eingeholt habe und damit die Gesandtschaft errichtet sei", verzichtete sie auf eine Vorsprache beim Fürsten und beschloss, dem Landtag den Vorschlag zu unterbreiten, er solle den Fürsten bitten, "wenn ihm dies irgendwie möglich erscheint, die eingeleiteten Schritte in Bern rückgängig zu machen". Das Protokoll dieser Besprechung wurde am gleichen Tag auch dem Fürsten übermittelt.