Paul Hayse lobt Gabriel Rheinberger zu seinem Werk


Brief von Paul Heyse an Jos. Rheinberger:

 

München, 12. Dezember 1870

Ich will nicht bis zu mündlichem Wiedersehen warten, verehrtester Freund, um Ihnen zu sagen, wie sehr mich Ihr Werk ergriffen, erbaut und in einem höher und höher anschwellenden Strome von Kraft und Schönheit mitfortgerissen hat.

Man wird Ihnen von Seiten der Kenner und Fachgenossen zu dieser herrlichen Schöpfung Glück gewünscht und Dinge gesagt haben, an denen Ihnen mehr liegen muss als am warmsten Beifall eines Laien. Da Sie aber nicht bloss für Musikanten Musik machen, lassen Sie sich wohl auch den Dank eines simplen Hörers gefallen, dem sie gestern eine unvergessliche Stunde bereitet haben. Ich freue mich, wenn mir der Genuss heute noch einmal bevorsteht.

Mit herzlichen Grüssen und Händedruck

Ihr

Paul Heyse

Bemerkung am Rande: Ich hatte gestern /in der Generalprobe/ angefangen, einzelne Stellen mir anzumerken, die mich besonders entzückt hatten. Es ist mir aber bald jede kritische Wahl vergangen in der Hingabe an das Ganze.

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