Max Bruch schreibt er habe Josef Rheinberger sciher 64 und nicht 63 Partituren geschickt.


Berlin, 16.03.1893

Friedenau bei Berlin

Albe-Str. 3

16.3.93

Verehrter Herr College,

Es ist mir unverständlich dass Sie nur 63 Partituren erhalten haben sollen. Nach meinen Notizen habe ich 64 durchgesehen; bei einer Partitur fehlte allerdings die Nummer - ich konnte sie wenigstens nicht entdecken. Ich kann Ihnen die bestimmte Versicherung geben, dass hier nichts zurückgeblieben ist. Die Verpackung ist unter meiner Aufsicht geschehen; die 3 besten Compositionen (Nr. 15, Nr. 29 und 44), die ich noch am Abend vor der Absendung abermals genau durchgesehen hatte, legte ich am Morgen des 5. März selbst in die Kiste. Zum Überfluss habe ich gestern nochmals überall nachgesehen, konnte aber nichts finden. Vielleicht haben Sie sich doch verzählt? - Übrigens bewundere ich Sie; wie ist es möglich, in 8 Tagen eine solche Masse zu bewältigen! - Über den, der Musik nicht besonders günstigen Text sind allerdings fast Alle gestolpert - nur Einer nicht; der Autor der betreff. Composition hat meines Erachtens eIne vollständig richtige Disposition gemacht und ein Stück hingestellt, welches nach verschiedenen Seiten hin sehr verdienstlich ist und allen Anforderungen, die man in diesem Falle vernünftiger Weise machen kann, wie ich glaube, völlig entspricht. Es ist eine der oben erwähnten Compos. Nr. 15, 29 und 44 - mehr will ich heute nicht sagen! - Es würde mich natürlich in hohem Grade interessieren, Ihre Meinung confidentiell kennen zu lernen. - Das eigentliche Gutachten ist an Stadtrath Tiessen in Konigsberg i.Pr. einzusenden. - Mit besten Grüssen

Ganz der Ihrige

Dr. Max Bruch.

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