Die Regierung ersucht die Schweizer Behörden um eine Ausfuhrbewilligung für Dieselöl zur Evakuierung von Angehörigen der fürstlichen Familie


Schreiben der Regierung, ungez., an die Sektion Ein- und Ausfuhr der Handelsabteilung des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements [1]

12.2.1945

Sehr geehrter Herr Menner!

Sie waren so freundlich, uns heute Vormittag mitzuteilen, dass Ihre Sektion die Ausfuhr von 300 Liter Benzin als Betriebsstoffreserve für ein nach Berlin und Wien fahrendes Auto Seiner Durchlaucht des Regierenden Fürsten [Franz Josef II.] bewilligt haben. Wir danken den zuständigen Stellen für diese Bewilligung bestens.

Nun hat sich in letzter Stunde die Notwendigkeit ergeben, einen liechtensteinischen Personenomnibus mit einem liechtensteinischen Chauffeur nach Wien zu entsenden, um dort eine grössere Anzahl Angehöriger des fürstlichen Hauses abzuholen und hieher oder in der Nähe in Sicherheit zu bringen. [2] Der Betriebsstoff, d.i. 350 Liter Dieselöl, ist selbstverständlich im deutschen Reiche während der Fahrt nicht aufzutreiben, doch wären wir in der Lage und gerne bereit, dieses Quantum Dieselöl vom Bestande des Landeselektrizitätswerkes Lawena zur Verfügung zu stellen, damit die fürstliche Familie aus den kriegsgefährdeten Gebieten evakuiert werden kann.

Wir gestatten uns deshalb nochmals die höfliche Bitte, die Bewilligung zur Entnahme der 350 Liter Öl aus dem vorerwähnten Bestande und deren Ausfuhr gütigst erteilen zu wollen.

Das bei der Fahrt allenfalls nicht benötigte Öl würde wieder ins Zollinland zurückgeführt werden.

Indem wir Ihnen für eine gefl. Entsprechung dieses Gesuches zum voraus verbindlichst danken, versichern wir Sie erneut unserer vorzüglichsten Hochachtung.

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[1] LI LA RF 227/199/008. Handschriftlicher Vermerk: "express".
[2] Zum Ablauf der Evakuierungsfahrt Anfang März vgl. LI HALV, Korrespondenz Kabinettskanzlei, 1945/ad 4, "Fahrtbericht" von Eugen Frommelt, 27.2.-13.3.1945 (Kopie in LI LA SgK 678); L.Vo., Nr. 25, 1.3.1945, S. 2 ("Evakuierung"), Nr. 27, 6.3.1945, S. 2 ("Wohlbehalten eingetroffen"), Nr. 30, 13.3.1945, S. 2 ("Immer noch nicht eingetroffen"), Nr. 31, 15.3.1945, S. 2 ("Glücklich eingetroffen"); L.Va., Nr. 22, 14.3.1945, S. 2 ("Glücklich angelangt"). Der Bus traf am 11.3.1945 nach einer beinahe 14-tägigen Reise mit zahlreichen Angehörigen der fürstlichen Familie in Feldkirch ein.