Auf das Haus des Ferdinand Frick in Schaan wird ein Bölleranschlag verübt


Artikel im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]

10.1.1942

Schaan. Ein verbrecherischer Anschlag

In der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag [2] kurz nach zwölf Uhr explodierte vor dem Haus des Schreinermeisters Ferdinand Frick in der Zollstrasse ein Böller. Die Wucht der Explosion zertrümmerte das Schaufenster am neu erbauten Hause und riss die Holzverkleidung in Stücke. Offensichtlich hatte der Sprengstoff starke Tiefenwirkung, denn das Haus zeigt einen Riss vom Fundament gegen die Dachverschalung. Im oberen Stock schliefen die Eltern und fünf kleine Kinder. Zum Glück wurde ein in dem unteren Raume stehendes Fässchen mit Benzin durch die Sprengwirkung nicht getroffen, sonst wäre das Unglück kaum auszudenken, dass daraus hätte für sieben Menschenleben entstehen können. Der Sprengkörper wurde überdies auch am Rande der Zollstrasse angelegt, sodass zufällige Passanten ohne Zweifel zu Schaden gekommen wären. Die Spuren führten durch das Feldsträsslein zur Gerberei Konrad und von dort durch die Wiesengasse gegen die Landstrasse. Die Täter scheinen nach der Anlegung einer Zündschnur auf dem Velo entflohen zu sein.

Aus der Schilderung obiger Umstände ersehen wir die Grösse dieses verbrecherischen Anschlages. Es ist tieftraurig, von solchen verbrecherischen Zugriffen gegen Gut und Menschenleben berichten zu müssen. Hoffentlich gelingt es, den Täter zu ermitteln. Mitten im tiefsten Frieden im Lande verübt man solche Attentate. Man vermutet allgemein politische Motive. Tieftraurig ist dann aber schliesslich auch, wenn man bedenkt, dass dieser Anschlag nicht der einzige, sondern mit einer langen Unterbrechung in einer Reihe von Anschlägen [3] liegt. Strengstes Vorgehen und Abhilfe tut einmal not, soll nicht die Bevölkerung neuerdings beunruhigt werden.

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[1] L.Vo., Nr. 5, 10.01.1942, S. 2. Vgl. die diesbezügliche Anzeige des Sicherheitskorps an das Landgericht vom 12.1.1942 (LI LA V 005/1942/35).
[2] In der Nacht vom 7. auf den 8.1.1942.
[3] Siehe hiezu etwa das von der Polizei beschlagnahmte Schreiben von Walter Wohlwend an Heinrich Feger vom 29.11.1938 (LI LA V 005/1938/1431 (a)).