Der Gastwirt Karl Walser erhebt Beschwerde gegen eine Busse wegen Übertretung der Sperrstunde


Schreiben von Karl Walser an die Regierung [1]

30.3.1938, Schaan

Ich erhielt Ihr Verwaltungsstrafbot wegen Übertretung der Sperrstunde, [2] wogegen ich hiemit Beschwerde erhebe und zwar aus folgenden Gründen:

Am 9.3.38 habe ich die Gastlokalitäten um ca. 1/2 12 Uhr nachts noch aufgehabt, weil ein Gast und zwar Herr Kantonsrat Ing. Hans Hatz aus Chur erst kurz vorher mit dem Auto angekommen war und er, bevor er sich zur Ruhe gab (er hatte bei mir ein Zimmer bestellt) noch ein Glas Wein und einen Imbiss nehmen wollte. Ausser ihm war noch Herr Hans Nescher dabei, der auch bei mir logiert.

Am 11.3.38 habe ich nach 11 Uhr ebenfalls mit Herrn Nescher, sowie einem gewissen Herrn Allgöwer, Geschäftsreisender aus Luzern, der bei uns wohnte, am Radio mit Begeisterung die Ereignisse in Österreich verfolgt und ich freue mich heute noch, diesen historischen Tag und die übergrosse Freude des befreiten österreichischen Volkes so gewissermassen miterlebt zu haben. Als gegen 1 Uhr Herr Emil Ospelt und Baron Herr [Hasso] v. Studnitz, die gerade aus Feldkirch zurückkehrten und den Wunsch ausdrückten, auch noch trotz der späten Stunde, mithören zu dürfen, konnte ich ihnen den Wunsch nicht abschlagen. Konsumiert ist nach 11 Uhr überhaupt nicht mehr worden, was Ihnen die genannten Herren gerne bezeugen werden.

An den Vorfall 3 bis 4 Wochen vorher kann ich mich gar nicht erinnern und ich kann hiezu nur bemerken, dass ich auf klopfen in der Nacht überhaupt nicht öffne, da ich ja an der Türe eine Hotelklocke angebracht habe, und meistens nur Betrunkene nach der Sperrstunde noch klopfen. [3]

Hochachtend

 

 

______________

[1] LI LA RF 179/090/003r.
[2] LI LA RF 179/090/002. Der Verwaltungsstrafbot erfolgte aufgrund einer Anzeige der Polizei vom 15.3.1938 (LI LA RF 179/090/001).
[3] Die Beschwerde Walsers wurde am 18.6.1938 von der Verwaltungsbeschwerdeinstanz abgelehnt (LI LA RF 179/090/007).